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TMB FH - mehrmals nachgebessert
Erst war offenbar zuwenig "Luft" zwischen Fassung und Linsen-Doublet, sodaß im Winter das Objektiv mit Astigmatismus reagierte.
Darüber wurde dann eine neue Fassung gedreht mit einem Spiel von ca. 0.2 mm. Durch diesen Umbau hatte sich aber ein Zentrierfehler
eingeschlichen, sodaß dieses Fraunhofer-Objektiv schließlich seinen Weg zu mir fand. Vergessen darf man aber nicht, daß es hier N U R
um einen f/8.8 Achromaten geht, der naturgemäß nicht farbreiner ist: Der Fokus von Rot (656.3 nm wave) liegt 1.053 mm hinter dem
Fokus von Grün 546.1 nm wave = e-Linie) und Blau liegt mit 0.803 mm ebenfalls hinter Grün. Rot wird man in der Nacht kaum sehen,
und bei Blau hilft ein schwacher Gelbfilter weiter, sodaß doch ein ziemlich farbreiner Blick zum Himmel möglich ist.
Vor der Bearbeitung empfiehlt sich eine Art Bestandsaufnahme all der Fehler, die das aktuelle Objektiv zu Beginn der Optimierung hat. Das läßt sich
an zwei Tests gut veranschaulichen.
Bei den Zeiss AS Objektiven findet man jeweils in der Fassung exakt unter den Plättchen sogenannte Auflage- bzw. Druckpunkte, sodaß auch ein Linsen-
Paket an drei Stellen verspannungsfrei gelagert werden kann. Dies fehlte dieser Fassung und es bestand der begründete Verdacht, warum das Objektiv
mit Astigmatismus reagierte. Deshalb wurden zunächst aus 0.5 mm Kupferblech jeweils die fehlenden Auflageflächen eingeklebt. Wenn nämlich die Linsen
auf irgend einem Punkt unkontrolliert aufliegen, reagiert das Objektiv mit Astigmatismus. Dies kann man schon dadurch erreichen, wenn der obere Druck-
ring nicht exakt über dem jeweiligen Druckpunkt liegt. (Bereits das Spannen der Linsenfassung in einem Dreibackenfutter führt zu Verformungen, die in der
Folge dem Objektiv Astigmatismus "aufdrücken".)
Links im Bild bei 1000-facher Vergrößerung der Artificial Sky Test der neben deutlicher Koma auch einen zunächst undefinierten Astigmatismus zeigt.
Rechts nach Abschluß der Opbimierung der Test, wie er eigentlich bei jedem Objektiv aussehen sollte, Hm! Damit läßt sich auch die Auflösung des
Objektivs auf zwei Arten ermitteln.
Das linke Interferogramm ist deutlich von Achs-Koma (=Zentrierfehler) überlagert: Man erkennt sie an der "S"-förmigen Überlagung der mittleren
Streifen. Astigmatismus wird je nach Lage über ansteigende Streifenabstände oder konisches Auseinanderlaufen der Streifen sichtbar.
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Da erhebliche Achskoma im Spiel war, muß man die beiden Linsen "auseinandernehmen" und stellt dabei verblüfft fest, daß die Distanz-Plättchen aus
normalen Papier-Karton sind. Das ist schlicht unfachmännisch, weil eine Bearbeitung der Plättchen im Mikron-Bereich damit unmöglich ist, während man Blei
beispielsweise um mehrere 0.01 mm stauchen kann, oder aber abschleifen oder abfeilen kann. Ein Papier-Karton wirkt eher wie eine Feder und quillt auf
bei entsprechender Feuchtigkeit.
Um sich Gewissheit zu verschaffen an welche Stelle die Abstandsplättchen wie bearbeitet werden müssen, verschafft ein kleiner Papierstreifen Gewissheit, wenn
man ihn probehalber unter eines der Distanzplättchen legt und dessen Auswirkung studiert. Damit ist klar, daß dort, wo der Komakern zu finden ist, das analoge
Plättchen gestaucht oder abgefeilt werden muß. Allerdings mit ganz kleinen Werten von ca. 0.01 mm. Bei Höchstvergrößerung von 1000-fach und einer Pinhole
von 3 Mikron sieht man alles ganz genau.
Die Farbverteilung beim Foucault-Test ist ein deutlicher Hinweis auf den Farblängsfehler, der sich deutlich stärker als der Gaußfehler auswirkt. Zugleich lassen sich
die beim Interferogramm sichtbaren Zonen deutlich darstellen. Hier auch die RGB-Farbauszüge für den Foucault-Test.
Am Referenz-Interferogramm sieht man den Erfolg der Optimierung, wenngleich die Zonenfehler des Objektivs fest "eingeschliffen" sind, siehe Foucault-Bild davor.
Auch die Energieverteilung der PSF-Darstellung ist bereits deutlich dem Ideal angenähert.
Die Wellenfront-Darstellung zeigt nochmals die Zonen, wie man sie bereits im IGramm erkennen kann.
Das Optimum dürfte bei 510 nm wave (=Blau-Grün) liegen. Die Teilfehler sind ebenfalls aufgeführt. Koma und Astigmatismus liegen nunmehr
im Bereich von ca. L/10 der Wellenfront.
Ein RC_Indexwert von 10.8 deutet auf einen der üblichen Achromaten hin, der mit einer Öffnungszahl von 8.8 bereits sehr lichtstark ist. Früher hatte man
f/15-f/25 später f/10. Damit liegt der Fokus von Rot und Blau "weit" hinter Grün und Gelb.
Die Übersicht der Farb-Interferogramme zeigt oben einen deutlichen Farblängsfehler, in der unteren Reihe einen eher moderaten farbabhängigen Öffnungsfehler. Es ist aber
immer noch ein Achromat, den man am besten mit engen Interferenz-Filtern betreibt, etwa mit dem Baader Solar Continuum. Dort könnte dieser Achromat die beste Auflösung
bieten. Das wäre aber auszuprobieren. Wie hoch die mögliche Vergrößerung am Himmel ist, bei entsprechendem Seeing, sollte sein Besitzer selbst ausprobieren.
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Lieber Josef,
ich muß mir Dein Observatorium doch mal von der Nähe anschauen - irgendwann im Mai bin ich am Chiemsee,
da wäre es nicht mehr weit zu Dir.
Nun kann ich ja beweisen, daß sich was geändert haben muß, wenn man sich diesen ziemlich "gemeinen" Test
anschaut. Den Farblängsfehler bringt man nur über Filter weg. Die sollten natürlich keine neuen opt. Fehler ein-
führen. Irgendwann wird auch der Petrus mitspielen . . . .