Aktuelle Seite: Startseite > Berichte > 08 Berichte/Teleskop-Treffen/häufige Fachbegriffe > Berichte > 04 Zweispiegel-Systeme/Astrofotografie > D014A * INTES Maksutov, Design Keller, 275 / 3850 mm f/14 - hochwertige Optik
Vorbemerkung: Diese Optik (bzw. opt. System) hat ein herstellerseitiges Zertifikat mit einem Strehl von 0.984, eine Auswertung von mir
mit 0.990 Strehl, eine vorher reklamierte Optik wurde von Kneipp/Wellenform ebenfalls mit ähnlichen Ergebnissen ausgewertet. Lediglich
wegen eines Lagerungs-Fehlers diagnostisierte Wellenform Rest-Astigmatismus in unbekannter Größe. Für einen sachkundigen Planeten-
Beobachter sollte damit eigentlich hinreichend dokumentiert sein, daß er es hier mit einer Spitzen-Optik zu tun hat, wie sie von einer Welt-
Firma jedesmal abgeliefert worden ist. Vergleicht man dagegen die Beobachtungsbedingungen, wie sie in unseren Breiten herrschen, dann
kann ich mir kaum vorstellen, daß der zukünftige Besitzer diese hohe Qualität nutzen kann. Siehe diesen Bericht:
http://r2.astro-foren.com/index.php/de/2-uncategorised/776-e059b-seeing-in-theorie-und-praxis-bei-teleskopen
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Das Design von Phillipp Keller wurde als visuelles Planeten-Teleskop konzipiert. Hier erwartet man deshalb eine perfekte Optik auf der
optischen Achse, also nicht im Bildfeld. Derartige Systeme haben in der Regel ein Öffnungsverhältnis von F/15 (hier F/14) mit dem
entsprechenden Blenden-System. Solche Systeme muß man deshalb möglichst auch auf der opt. Achse prüfen, um Vignettierung über
das Blenden-System möglichst zu vermeiden. Da aber nicht alle Interferometer exakt auf der opt. Achse arbeiten, z.B. der Bath-IMeter,
ergibt sich wegen des Bündelabstandes eine leichte Vignettierung. Die IGramme sind dann nicht exakt rotations-symmetrisch. Mit
einem Twyman-Green IMeter wäre man zwar exakt auf der opt. Achse, aber der Kontrast läßt bei diesem IMeter zu wünschen übrig. Da
aber die Strehlergebnisse von Hersteller und Bath-IMeter ziemlich gleich sind, scheint dieser Einwand nicht gravierend zu sein. Der Tubus
für dieses opt. System verlangt also viel Detail-Wissen. Schnell kann sich über ungenügende Lagerung der beiden Spiegel Rest-
Astigmatismus bermerkbar machen. Dieser Sachverhalt ist jedoch leicht zu beheben und im vorliegenden Fall perfekt gelöst.
Siehe auch Zusammenfassung div. Interferometer von F107 - F127
http://r2.astro-foren.com/index.php/de/berichte/06-messtechnik-teil-2-aufbau-diverser-interferometer#F107
Der Artificial Sky Test wird jeweils unter der höchst-möglichen Vergrößerung durchgeführt. In diesem Fall bei 3850/1.8 = 2138-fach.
Daraus läßt sich die fotografische Auflösung auf der opt. Achse errechnen: Auflös_Foto = inv TAN ( 0.01/3850) = 0.540 arcsec . Die
Auflösung_Formel für 550 nm wave liegt bei 0.503, also nahezu gleich. Mein Wert hängt lediglich davon ab, wie groß der Abstand
zwischen dem Stern Mitte und rechts angenommen wird: In meinem Fall setze ich 0.01 mm ein, es könnte auch etwas weniger sein.
Besonders bei kleinen Öffnungsverhältnissen und damit langen Brennweiten wird die mittlere Dreier-Gruppe etwas unscharf, weil
die Vergrößerung sehr deutlich ansteigt, in unserem Fall über 2000-fach. Mathematisch wird das aber über die lange Brennweite bei
der Tangens-Berechnung wieder kompensiert. Der Artificial Sky Test erlaubt jedoch besonders als Eingangs- und Übersichts-Test
sofort die optische Qualität einer Optik zu erkennen: Es ist ein vorzügliches Planeten-Teleskop ohne Rest-Astigmatismus. Ob jedoch
diese opt. Qualität bei unseren landläufigen Seeing-Bedingungen voll "ausgereizt" werden kann, ist eine ganz andere Frage, der ich
in diesem Bericht nachgegangen bin:
http://r2.astro-foren.com/index.php/de/2-uncategorised/776-e059b-seeing-in-theorie-und-praxis-bei-teleskopen
https://www.meteoblue.com/fr/meteo/prevision/seeing/ha%C3%9Ffurt_allemagne_2909335
In der Szene hat man es oft mit "Kniebohrern" zu tun: Beim folgenden Artificial Sky Test sieht man zwei unterschiedliche Beispiele zur
Auflösung des jeweiligen Systems: Das eine ist das INTES Mak mit 3850 mm Brennweite, das andere mein C11 mit 2800 mm Brennweite.
Beim ArtSkyTest wäre das beim Mak 2138-fache Vergrößerung bei fast vier Meter Brennweite, beim C11 sind das 1555-fach und etwa
drei Meter Brennweite. Logischerweise wird bei höherer Vergrößerung das Bild unschärfer, und taugt deshalb nicht zu einer Qualitäts-
Beurteilung bzw. -Vergleich !!!
Aaaaaaaaaaaaber: Man erkennt immer noch eindeutig die bekannten Abstände in der mittleren Dreiergruppe, und kann deshalb rechnerisch
die Auflösung des jeweiligen Systems ermitteln. Weil aber beide Systeme fast gleichen Durchmesser haben, kommt über die Formel
Auflösung_550nm = 138.4/D eine Auflösung von ca. 0.5 arcsec heraus. Da man über das Foto ebenfalls die Auflösung ermitteln kann,
wäre beim C11 der Quotient aus 6.5µ/2800 zu rechen, beim INTES 10µ/3850. (Bei der fotografischen Auflösung geht es ebenfalls darum,
bei welchem Abstand kann man die Lichtpunkte noch als getrennt erkennen.)
http://r2.astro-foren.com/index.php/de/14-beitraege/06-messtechnik-teil-2-aufbau-diverser-interferometer/460-f046-rayleigh-funktions-kurve
http://r2.astro-foren.com/index.php/de/14-beitraege/06-messtechnik-teil-2-aufbau-diverser-interferometer/459-f043b-aufloesung-bei-rayleigh-dawes
Ein Beweis, daß die fotografische Abbildung des ArtifSkyTestes N I C H T als Merkmal guter Optik benutzt werden kann, zeigt das folgende Bild:
Die fotografische Auflösung errechnet sich aus den Abständen der mittleren Dreiergruppe. Dieser Wert in Mikron (µ) wird durch die Brennweite
geteilt, also der Quotient aus beiden. Nun ergibt die Logik, daß bei gleicher Auflösung (im Beispiel 0.5 arcsec): Je länger die Brennweite ist, umso
größer muß auch der Abstand in Mikron sein, jeweils bei gleicher Öffnung. Der Quotient bleibt also jeweils gleich. Über eine längere Brennweite
wird also auch die mögliche Vergrößerung erhöht, was aber optisch zu einer "leeren Vergrößerung" führt.
Wer den folgenden Stern-Test zum alleinigen Kriterium für opt. Qualität macht, dokumentiert damit nur, daß ihm die nötige Erfahrung beim
Testen von Optiken fehlt. Grundsätzlich gilt das Prinzip der sich gegenseitig kontrollierenden Test-Ergebnisse. Ein einzelner Test ist wertlos,
wenn er sich nicht über einen völlig anderen Test bestätigen läßt. Jedes System hat bei einem Test-Durchlauf andere Bedingungen, die man
einfach kennen muß. Jeder Test hat deshalb seine Vor- und Nachteile. Im vorliegenden Fall wurde das fragliche System insgesamt von drei
Prüfern getestet. Bei zwei Prüfern auch mit dem Sterntest. Dessen einziger Vorteil darin liegt, daß man im Fokus schnell erkennt, ob ein
Rest-Astigmatismus vorliegt oder nicht - wie immer dieser verursacht wird, in der Regel ein Lagerungsproblem.
Der Vergleich zwischen den defokussierten Sternscheibchen intra-/extrafokal führt also in die Irre und taugt nicht einmal zur Bestimmung
von Über- oder Unter-Korrektur des Systems, wofür der Ronchi-Gitter-Test viel eindeutiger ist. Auch sollte man in der Lage sein, die über
Okular oder Aufnahme/Kamera-Optik verursachten Artefakte zu erkennen und von der Bewertung auszuschließen.
Das von Jörg Kneipp getestete gleichartige System führt also besonders auch beim Foucault- und Ronchi-Test zu nahezu identischen Ergebnissen.
Es wäre ein farbreines System in der Klasse der Super-APOs. Bevor man solche Test-Aufnahmen fotografieren kann, braucht es viel Fein-
Gefühl und Sorgfalt, die bereits gestört wird, wenn man einen neugierigen Sternfreund neben sich sitzen hat, der offenbar nicht merkt,
wieviel Konzentration bei solchen Tests vonnöten ist. Deshalb "parke" ich für gewöhnlich einen Zuschauer auf einem Stuhl mit der Maßgabe,
mich bei der Arbeit nicht zu stören.
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Beim Sterntest spielt neben dem Spektrum der Lichtquelle besonders auch die Größe der gelaserten Pinhol (bei mir 20 Mikron) und die
jeweilige Vergrößerung (Okular-Brennweite) und natürlich der Testaufbau in Autokollimation (doppelte Genauigkeit) eine große Rolle bei
der Beurteilung des Sterntestes. Artefakte muß man dabei erkennen und bei der Beurteilung ausblenden können.
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Die erste Qualitäts-Aussage kommt vom renommierten Hersteller selbst. Die den "Strehlis" (= strehlfixierten Leuten in der Szene) zuliebe
nur den RMS-Wert angibt: http://rohr.aiax.de/Strehl_K.JPG . Auch die Qualität des beigefügten fotografischen Interferogrammes mag bei
einem Schönheits-Wettbewerb nicht gerade die pole position erreichen, wäre aber für die Auswertung dennoch sehr informativ und damit
auswertbar. Es sind also schon etwa 0.98 - 0-99 Strehl mit einem PV-Wert um die L/10. Wie gesagt auf der opt. Achse, also dort, wo das
Planeten-Teleskop Verwendung finden soll.
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Dieses opt. System Maksutov wurde von mir ein zweites Mal ausgewertet mit - wen wundert es - mit nahezu identischen Ergebnissen.
Für diese Fälle sind die vielen Diskussionen auf den sozialen Astronomie-Foren nur ein Beweis, wie wenig Fachverstand man braucht,
um irreführende Beiträge zu schreiben, die von vielen ebenso unbedarften Lesern für bare Münze genomen werden.
Eine Besonderheit von langbrennweitigen visuell genutzenSystemen (besonders der Maksutov) ist dessen Blenden-System.
http://r2.astro-foren.com/index.php/de/berichte/04-zweispiegel-systeme-astrofotografie Dazu zählen in der 1. Kategorie "Maksutov" die
langbrennweitigen Systeme von INTES aber auch Zeiss, die beim Testen über das Blenden-System jeweils exakt auf der opt. Achse
erfolgen müßten, was aber nicht immer geht, besonders beim Bath-IMeter, der einen Bündelabdstand hat. (Bei mir sind es ca. 6 mm)
Ohne Blenden-System hätte ich diesen Effekt nicht. Wenn aber - ein logischer Sachverstand vorausgesetzt - bei der Auswertung des
leicht dezentrierten IGrammes trotzdem ein fast identischer Strehlwert herauskommt, so dürfte diese Art Dezentrierung kaum eine
Auswirkung auf das Ergebnis haben auch wenn es den Betrachter zunächst stören mag. Diese Diskussion läßt sich über weitere
Einflußfaktoren beliebig verlängern - für ein Testergebnis jedoch ohne Belang.
Weiter unten ist bei gleichem Setup ein weiteres IGramm gezeigt: http://rohr.aiax.de/11_IntMak_12.jpg Die leichte Störung der Rotations-
Symmetrie wie bei dem folgenden IGramm ist also verschwunden. Zumindest für manche Betrachter offenbar gravierend, weil es
gegen ihre Sehgewohnheit verstößt, die aber nicht mehr hinterfragt wird. Gehört man zu den "Kniebohrern", dann macht man die
Vignettierung geltend, die das IGramm beeinflussen würde. Da aber besonders der opt. wichtige Randbereich auch bei einer
Vignettierung nichts von der Genauigkeit des Systems nimmt, bleibt der hohe Strehlwert.
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Die Abweichung der Wellenfront-Fläche liegt also in einem Bereich unter PV Lambda/10 und wäre für ein visuell genutztes Planeten-
Teleskop hinreichend genau.
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Die PSF-Energie-Verteilung, wie sie bei einem obstruierten System regelmäßig zum Vorschein kommt.
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Und schießlich der Testreport selbst, also das Ergebnis einer mindestens 6-stündigen hochkonzentrierten Arbeit, bei der man idealerweise
möglichst alleine sein möchte !!!
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Wer Interferogramme lesen kann, wird feststellen, daß alle drei von hochwertigen Optiken stammen müssen.
Weil beim oberen IGramm http://rohr.aiax.de/11_IntMak_07.jpg die Rotations-Symmetrie etwas gestört war, habe ich ein weitere IGramm
ausgewertet, bei dem alles "korrekt" ist. Jedenfalls kann man in beiden Fällen erkennen, daß es vorzügliche Optiken sind.
Dem zukünftigen Planeten-Beobachter wäre abschließend zu wünschen, daß er diese hohe Qualität seeing-bedingt auch umsetzen kann.