Aktuelle Seite: Startseite > Berichte > 08 Berichte/Teleskop-Treffen/häufige Fachbegriffe > Berichte > 05 Messtechnik - Teil 1 > E059B * Seeing in Theorie und Praxis bei Teleskopen
https://www.astrotreff-deep-sky.de/posts/t6824-Grundsatzliches-zum-Seeing-noch-ein-Versuch--
Die Annahme, daß man mit großen Teleskop-Öffnuungen auch hohe Vergrößerungen erzielen könnte ist falsch. Selbst wenn
eine Optik noch so perfekt wäre, wie im Falle meines ausgesuchten C11, siehe Bild, und selbst wenn sich aus meinen Messungen
auf der opt. Bank eine perfekte Auflösung am Himmel erwarten läßt, sind z.B. am Saturn nur in seltenen Ausnahme-Fällen
Vergrößerungen über 200-fach möglich, was man leicht an der "kantenscharfen" Cassini-Teilung/Saturn erkennen kann.
https://www.meteoblue.com/fr/meteo/prevision/seeing/ha%C3%9Ffurt_allemagne_2909335
Warum ist das eigentlich so? Sowohl die Auflösung nach der Formel für 550 nm wave 138.4038 / D, aber auch über das Foto meines
Artificial Sky Testes, Bild weiter unten, beweist, daß dieses C11 eine Auflösung von ca. 0.5 arcsec hat. Damit wäre also die Cassini-
Teilung am Saturn immer kantenscharf, müßte also brilliant zu sehen sein. Bereits das nächste Bild für das Astronomische Seeing in
Hassfurt im Main-Tal reduziert das Seeing auf bestenfalls 1.xxx arcsec. Die mögliche opt. Auflösung meines C11 scheitert also an den
atmosphären Bedingungen meines Standfortes. Dazu kommt, daß unsere Region unter dem Knotenpunkt zweier Luftfahrtlinien liegt,
Frankfurt/Berlin bzw. München/Hannover mit ca. 1000 Flugewegungen und die für mich überflüssigen Kondenzstreifen, die einen am
Morgen noch relativ klaren Himmel förmlich zunäht, sodaß am Abend über uns eine "milchige Suppe" herrscht. Das Flußtal im Main
hatte lange Zeit noch das Kernkraftwerk in Grafenrheinfeld zu ertragen, bzw. die Wasserdampf-Schwaden, die ostwärts flußaufwärts
zogen. Auch haben wir zwischen Tal und umliegendem Steigerwald bzw. Haßberge eine Temperatur-Differenz von ca. 1 - 2° C, wenn man
vom Tal in die "Berge" fährt. Der Saturn stand vor 10 Jahren höher am Himmel, aber auch da waren die Möglichkeiten einer Vergrößerung
über 300-fach bei meinen 12.5 Newton mit excellentem LOMO-Spiegel und hochwertigen Fangspiegel nur selten zu realisieren: Nach
einer Auskühlzeit von mehreren Stunden, klappte ich oft den Deckel meines Newton wieder zu, weil das Seeing leider nicht zu ändern
war. Es nützt also wenig, auf einer PV L/10 Optik zu sistieren. Wer unerfahren in der Praxis ist, wird nie ein Fernrohr finden, das seinen
Wünschen entspricht. Der gute Amateur-Astronom sollte sich zunächst darüber informieren, welches astronomische Seeing sein
Standort überhaupt zuläßt und der obere Link von Meteoblu könnte dabei helfen.
Die Pickering Seeing-Skala
http://r2.astro-foren.com/index.php/de/16-beitraege/08-berichte-teleskop-treffen-haeufige-fachbegriffe/729-h140-pickering-seeing-skala
Hier findet man eine animierte Version der Pickering Seein-Skala der Intesität atmosphärischer Turbulenzen. Angefertigt wurde sie mit
Aberator V2, und unter Nutzung von Pickering's Bewertungen betreffs der Auswirkungen dieser Turbulenzen auf das Airy-Scheibchen.
Dies ist Grundlage dieser Abstufungen. Diese Skala wurde von William H. Pickering (1858-1938) unter Hinzunahme eines 5" (13cm)
Refraktors erstellt. Die Animationen wurden von Damian Peach erstellt.
Über den Artificial Sky Test läßt sich die Auflösung bei 1555-facher Vergrößerung bei perfektem Seeing auf der opt. Bank wunderbar berechnen:
Während in diesem Beispiel nach der Formel für 550 nm wave ein Wert von ca. 0.5 arcsec herauskommt, liegt die Auflösung ebenfalls im gleichen
Rahmen, wie sich über das Foto beweisen läßt. Trotzdem führt die Gesamtsumme aller Einfluß-Faktoren zu allerhöchstens 1 arcsec seeingbedingt
und über weitere Einflüsse dann noch niedriger. Viele Streitigkeiten, mit wem auch immer, könnte man also vermeiden, wenn man etwas mehr
Erfahrung hätte.
Es muß ja einen Grund haben, wenn sich europäische Astronomen ausgerechnet auf dem Cerro Armazones ca. 132 km südlich von
Antofagasta, Chile; ihr neues Großteleskop bauen. Dort hat die RUB ihr Hexapod und ca. 15 km davon entfernt sind auf dem Paranal
vier weitere 8-Meter Spiegel. Auch von dort sind ständige Seeing-Messungen während einer Beobachtungsnacht bekannt.
Auch auf der opt. Bank kann man Seeing gut darstellen: http://rohr.aiax.de/IGramm_Seeing.avi
Vor ca. 10 Jahren fand man auf den Webseiten der ESO noch die tägliche Übersicht über das dort herrschende Seeing. Mittlerweile
wurde es von diesen Übersichten abgelöst: http://www.eso.org/gen-fac/pubs/astclim/paranal/
http://www.eso.org/gen-fac/pubs/astclim/paranal/seeing/