Aktuelle Seite: Startseite > Berichte > 05 Messtechnik - Teil 1 > Uncategorised > D047A - Ein Bilderbuch C11 - Aug 2019
C11*s werden mir entweder gebracht, weil diese einen deutlichen Fehler haben, der dann von mir dokumentiert wird, um zu reklamieren.
Oder aber ich bekomme die C11*s in einer Art Endkontrolle, (eigentlich Sache des Händler), was ich dann ebenfalls dokumentiere. Dadurch
ist es eigentlich nicht möglich, ein repräsentatives Gesamturtell abzugeben, weil es immer selektierte Fälle sind und kein repräsentativer
Querschnitt. Andererseits sind selbst mangelhafte Fälle für bestimmte Anwendungen durchaus praxistauglich, auch wenn der Strehlwert
niedrig ausgefallen wäre. Über die Schmidtplatte wird ein "lichtbrechendes" Element eingeführt, sodaß Farblängsfehler und Farbabhängiger
Öffnungsfehler eingeführt werden. Es spielt daher eine größere Rolle, in welcher Lichtwellenlänge ein Interferogramm erstellt wird. Das kann
bedeuten, daß ein C11 im roten Spektrum perfekt mit hohem Strehlwert und im grünen Spektrum überkorrigiert mit niedrigem Strehlwert
gemessen wird. Hier spielt also bereits die beabsichtigte Verwendung eine große Rolle. Ein aktuelles Interferogramm kann zudem als Foto-
grafie mit allen Artefakten vorliegen, oder als vom Computerprogramm nachbearbeitetes, bereinigtes Interferogramm. Ohne ein Auswert-
Programm könnte man ein solches auf Papier gedrucktes Interferogrammbild nur als Wandschmuck verwenden ohne weitere Aussagekraft.
siehe auch: D024 * Vergleich von SC-Systemen über Foucault- und Lyot-Test
Ein C11 ist zunächst ein sehr praktisches und optisch gutes Teleskop - wenn nicht gerade die Qualität der Massenfertigung untergeordnet
ist (in China mittlerweile). Zu Lasten der Endkunden, die es oftmals gar nicht merken. Von den über hundert Einzelexemplaren, die ich bereits
hier hatte, gab es eine typische Sammlung immerwiederkehrender Fehler: (Siehe auch hier, D021-02 Kriterien beim Kauf von SC-Systemen)
http://rohr.aiax.de/C11-ArtTestVergleich.jpg ,
http://r2.astro-foren.com/index.php/de/14-beitraege/06-messtechnik-teil-2-aufbau-diverser-interferometer/58-artificial-sky-bei-perfektem-seeing
Zunächst ist die Schmidtplatte aus Floatglas. Und wenn man genau hinschaut, erkennt man die Fließstrukturen in der Schmidtplatte selbst. In
manchen Fällen kommt eine schlimme Politur dieser Platte hinzu, und das sieht man dann sehr deutlich im Rauhheits- oder Lyot-Test, der erheblich
genauer die Flächenstruktur der Gesamtfläche zeigt. Ähnlich dem Foucault-Test.
Relativ unkompliziert ist die Koma, die über die Dejustage des Sekundärspiegels verursacht wird, hier kann man mit den Zentrierschrauben des
Sekundärspiegels die Koma restlos beseitigen. Dabei hilft auch der Stern- oder Artificial Sky -Test mit 5µ gro0en Pinholes im Fokus. Damit kann
man alles wesentlichen Fehler in der Übersicht sofort erkennen.
Schließlich spielt die Hauptspiegellagerung noch eine entscheidende Rolle, weil der kleinste Druck auf den Hauptspiegel bereits Astigmatismus
erzeugt, der logischerweise über den Fangspiegel nachvergrößert wird. Wer also auf Ursachenforschung geht, sollte mit dem Hauptspiegel und
dessen Lagerung beginnen. Und erst wenn bei hoher Vergrößerung kein Astigmatismus mehr erkennbar ist (ein kleines Kreuz im Fokus) der
hätte eigentlich das größte Problem bereits bewältigt.
Offenbar nimmt man es in China mit der optischen Endkontrolle nicht so genau, und die Händler tun dann das, was sie am besten können, sie
verkaufen ein Produkt, von dem sie die opt. Qualität kaum kennen bzw. untersucht haben. Ist Arbeitszeit, kostet Geld, bezahlt keiner. Bezahlen
würde ich es schon, wenn die hohe Qualität auch exakt nachgewiesen worden ist. Aber nicht alle bemerken überhaupt eine fehlerhafte Optik,
Im vorliegenden Fall wußte der Händler, daß nur ein opt. einwandfreies Teleskop in Frage kommt - und lieferte auch ein Spitzen-Teleskop.
Der Artificial Sky Test untersucht in Autokollimation, also im doppelten Durchgang, mit 3-5µ unter Höchstvergrößerung ( 1500-fach) die Abbildung:
Noch so geringe Fehler werden hier in einer Übersicht alle abgebildet. Links im Bild also die Sternpünktchen im Maximum, umgeben vom ersten
Beugungsring, der z.B. nicht ganz konzentrisch ist, ein Hinweis auf Koma, also ein leichter Zentrierfehler. Auch ein kleiner dreieckiger Rest-Astig-
matismus wäre noch erkennbar, aber eben nur auf der opt, Bank unter Idealbedingungen. Das opt. System wird unter HD = Edge HD, oder High
Definition im Bildfeld verkauft. Auch hier zeigt der Test eine hohe Bildauflösung. Ein leichter Farbquerfehler stört in diesem Zusammenhang eben-
falls nicht.
Sehr informativ ist auch der Foucault-Test, der eine Reihe weiterer Fehler zeigt. Zunächst wäre über die diagonalen Streifen im Bild die
Floatglasplatte wieder ekennbar. Die farbliche Verteilung (blau - rotbraun) ist ein Hinweis auf einen farbabhängigen Öffnungsfehler, sog.
Gaußfehler. Der Flächeneindruck hingegen ist ziemlich homogen, was für eine exellente Abbildung spricht. Über den Gaußfehler sind
manche C11 z.B. im roten Spektrum Strehl-mäßig besser, im Grünen dafür überkorrigiert. Und wenn man bei 532 nm wave einen dadurch
schlechteren Strehl ermittelt, dann bemüht ein damaliger Kunde sofort einen Anwalt, der auch kein Hintergrundwissen hatte. Es kann also
in manchen Fällen durchaus zu Verwicklungen kommen.
D023 * Meade SC - auf rot korrigiert - Diskussion des Gaussfehlers bei älteren SC's
Für einen Refraktor wäre ein solches Ronchibild mit 10 lp/mm nicht zufriedenstellend. Die kleinen Abweichungen in den senkrechten Linien
zeigen leichte Zonenfehler an. Hier jedoch eher untergeordnet. Die Streifen sind fast perfekt parallel. Rechts im Bild eingeblendet ein über-
korrigiertes System, das für einen ungeübten Beobachter auch nicht sofort erkannt wird, wenn er nicht gerade ein Ronchigitter zu Hand hätte:
Mindetens 10 lp/mm und mehr.
Nochmals der künstliche Sternhimmel in tadelloser Abbildung, eine Sammlung bei C14 mit dem gleichen Test zeigt, daß es auch anders geht.
http://rohr.aiax.de/@C14_Vergleich.png , http://rohr.aiax.de/@A_Sky_01.jpg
Vergleicht man also die folgende Aufnahme mit den Ergebnissen anderer C11's, dann sieht man, daß dieses C11 optisch sehr hochwertig ist.
http://rohr.aiax.de/C11-ArtTestVergleich.jpg
Bei obstruierten Zweispiegelsystemen wird die Lichtenergie zum Teil in die Beugungsringe verschoben, was man in der Computer-Darstellung
gut sehen kann. Die Grundlage dieser Abbildung ist natürlich ein exaktes Interferogramm - hier bei 532 nm wave.
Die Wellenfrontdarstellung zeigt etwas Rest-Astigmatismus mit einer leichten Überkorrektur, jedoch ohne Belang.
Das im Rechner generierte Interferogramm von Artefakten bereinigt.
Und schließlich der Testreport, dessen Strehlwert nur eine Aussage für 532 nm wave zuläßt, weil bei Rot, bzw. Blau der
Gaußfehler ein etwas andere Ergebnis erzeugt.
Die Zweispiegel-Systeme haben in der Regel eine kurze Baulänge, was für die Handhabung ideal ist. Als Vergrößerung sollte
man nicht mehr als 200-fach erwarten - da hätte man noch eine "scharfe" Abbildung. Über die Massenproduktion entstehen leider
unterschiedlich gute Einzelexemplare, die sich sogar optimieren lassen, wenn man die Hauptspiegellagerung überprüft. Das ist
also der Grund, warum man sich C11's beim Händler selektieren lassen sollte, auch wenn der behauptet, die wären alle gleich gut.
Mit diesem Satz wird in der Regel nur dokumentiert, daß der Händler die Qualität der Einzelgeräte selber nicht so genau kennt.
http://r2.astro-foren.com/index.php/de/12-beitraege/04-zweispiegel-systeme-astrofotografie/332-d029-12-inch-schmidt-cassegrain-umgebaut-astigm-hs