H040 2004 Besuch der Wilhelm Förster Sternwarte

Ein Besuch bei der Wilhelm-Foerster-Sternwarte
Sternfreunde einmal außerhalb der Foren

Astronomie-Foren könnten u.a. dadurch an Attraktivität gewinnen, daß sie neben den
"Spezial-Themen" von User-Gruppen auch einen Einblick geben könnten in die täg-
liche Arbeit der astronomischen Beobachtung, die einzelnen Arbeitsgruppen oder
einfach einen geschichtlichen Abriß zur Entwicklung der Astronomie am jeweiligen
Standort. Jeder einigemaßen schreib-begabte User könnte sich also für die breite
Leserschaft nützlich machen und müßte nicht darüber räsonieren, ob einer beim
Schreiben zu aktiv sei, sodaß er gewissermaßen alle übrigen vom Internet verdrängt.
Ohnehin eine äußerst abstruse Vorstellung.

Also nehme ich meinen Besuch am 12.August 2004 bei der Wilhelm-Foerster-Stern-
warte zum Anlaß, darüber etwas zu berichten. Marty Trittelvitz, auf dessen Vermitt-
lung dieser Besuch möglich war, mag eventuell auftretende Fehler nachträglich
korrigieren. Mein Kontakt zu den Berliner Sternfreunden rührt noch aus der Internet-
und Foren-freien Zeit, als man sich noch über Würzburger-Frühjahrstagungen und
Telefon austauschte und der leider zu früh verstorbene Bernhard Wedel, Berlin sich
sehr intensiv der optischen Themen annahm.

In dem lesenswerten Buch von Dieter B. Herrmann und Karl-Friedrich Hoffmann
"Die Geschichte der Astronomie in Berlin" begannen die ersten Aktivitäten der
Wilhelm-Foerster-Sternwarte seit 1945 auf der Straße, als am Prenzlauer Berg
Max Kutscher und am Insbrucker Platz der arbeitslose Schauspieler Hans Rechlin
und der Mechaniker Hans Mühle damit begannen, Passanten, Jugendliche und
jedwede Interessierte für die Astronomie zu begeistern. Man würde sich heute
derartige Pioniere regelrecht zurückwünschen. Derartige Initiativen führten in den
folgenden Jahren zu einer eigenen Sternwarte: Der Wilhelm-Foerster-Sternwarte.
Als Standort suchte man sich einen Trümmerberg, der aus den Steinen des zer-
störten Berlins aufgeschichtet worden war.

Einen Hit landeten die Sternfreunde 1951 mit der Übernahme des großen 12-Zoll
Refraktors - Bamberg-Refraktor genannt und 1889 in Berlin Friedenau für die Berliner
Urania gebaut. 1951 begann also die lebensgefährliche Demontage des optisch
unversehrten großen Refraktors und der Transport in die Jugendwerkstätten nach
Mariendorf und wurde am 15. Okt. 1955 in der "Ruinen-Sternwarte" in der Pape-
straße im Rahmen einer Feierstunde seiner Bestimmung übergeben. Seit dem
1. Nov. 1955 steht es also den Berlinern wieder zur Verfügung im Sinne von
Wilhelm Foerster, der diesen Frauenhofer einst bei Carl Bamberg bestellt hatte.
Die Sternfreunde aus Berlin haben bis heute eine beeindruckende Aktivität vorzu-
weisen, deren geschichtlicher Verlauf in dem oben genannten Titel nachgelesen
werden kann, weshalb dieser Bericht nur eine Anregung dazu abliefern soll.

Auch die Herstellung von Newton-Spiegeln bzw. die Berechnung von opt. Systemen
hat nicht erst seit Marty Trittelvitz eine lange Tradition. Zu Zeiten von Bernhard Wedel
erinnere ich mich an die Diskussion der Herstellung eine ca. 70 cm großen
Alu-Spiegels, der als Sphäre eine dicke Chromschicht erhielt, die man dann
entsprechend parabolisch retouchierte. Auch stammt aus dieser Zeit das HAB-
Objektiv 150/2300 mm von Wolfgang Busch, zu dem Bernhard Wedel intensiven
Kontakt hatte. Wolfgang Busch, Ahrensburg, hatte mit einfachen Industrie-Gläsern
einen Halb-Apochromaten entwickelt, das von Bernhard Wedel in SuW, 1980/12
in einem Vergleichstest zum Zeiss-B-Objektiv als hochwertiges Objektiv beschrieben
worden war. Immersions-Optiken werden mittlerweile von Christen ebenso nachgebaut
wie von Intes. Bekannt als Spiegelschleifexperte ist auch Werne Nehls mit vielen
eigenen Veröffentlichungen, so eine "einfache parallaktische Montierung in Holz-
bauweise" mit Frequenz-Motor-Nachführung und allen einschlägigen Bezugsquellen,
math. Formeln etc. Das Rad wird offensichtlich im Internet-Zeit-Alter immer wieder
neu erfunden, obwohl allein das Beispiel Wilhelm-Foerster-Sternwarte zeigt, wie
viele nützliche Informationen dort bereits als Veröffentlichungen "herum-liegen"
z.B. die Rarität von Anton Kutter über seinen Schiefspiegler, mit dem etwa 1965
der Nürnberger Sternfreund Schwarz Mondaufnahmen in der Qualität des 5-Meter-
Spiegels von Mount Palomar abgeliefert und in SuW veröffentlicht hatte.

Wer als Besucher im Jahre 2004 die beeindruckende Anlage besucht, erfaßt nicht
annähernd die Aktivität der vergangenen 50 Jahre, obwohl allein die Anlage und die
optischen Geräte eine lange Tradition und unüberschaubare Aktivität vermuten lassen.

Das Eingang-Gebäude mit dem großen Bamberg-Refraktor

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Die Kuppel von der Dach-Terasse aus gesehen

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Der Bamberg Refraktor 300/5000

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Die Objektiv-Seite mit Taukappe und Iris-Blende

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Die Montierung

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Die Nachführung in Stunde

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Der Ursprung des Bamberg Refraktors in der Urania Sternwarte

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Der große Optiker Carl Bamberg

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Der Doppelrefraktor mit dem HAB-Busch-Immersions-Objektiv und dem
Zeiss B Refraktor gleicher Größe

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Ein Cassegrain mit Montierung komplett von Zeiss

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Marty Trittelvitz prüft im Rahmen eines Spiegelschleifkurses gerade einen Newtonspiegel

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Der Sternfreund Bodo Woyde mit seinem kleinen Reise-Dobson und einigen
höchst interessanten Detail-Lösungen zur Justage und Fokussierung der Optik.

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mittig unter der Hauptspiegel-"Zelle" liegt in elastischer Silikon-Ball

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der auf die "Spiegel-Zelle" mittig Federdruck ausübt, sodaß jeweils an den
Enden der drei Flügel das System und damit der Hauptspiegel justiert werden kann.

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Der "Hut" des Dobsons kann entlang der vier Rechteck-Rohrstangen verschoben und
damit das opt. System fokussiert werden. Ein Gurtband hält abschließend das
System in seiner Position.

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Elevations-Teilkreise erleichtern das Finden von Objekten am Himmel

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Der feingängige Okular-Auszug erlaubt durch einfaches Drehen innerhalb eines
Millimeters, die Vor-Fokussierung über die Hutverschiebung zu ergänzen. Beein-
druckend die einfachen Lösungen, die gut funktionieren: ideal für Schnäppchen-
Jäger.

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Vielleicht wird dieser Bericht über einige weitere Beiträge ergänzt. Auch so bekommt
man einen guten Einblick in die Aktivität heutiger Sternfreunde.

 

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