D021-03 Questar 89-1280 mechanische Feinheiten

Das für Amateurastronomen hergestellte Questar 3.5" Standard-Teleskop hat eine freie Öffnung von 88,9 mm, was bei einer Brennweite von
1280 mm ein Öffnungsverhältnis von f/14,4 ergibt. Das hintere Ende des Tubus ist durch ein Gehäuse abgeschlossen, dieses enthält die Fokus-
Stellschraube, das Zenitprisma, den Okularträger, die Barlowlinse, den Sucher sowie die Bedienungselemente dazu. Hinten am Gehäuse kann 
ein Kameraadapter zur Fokalfotografie angebracht werden. Zum Zubehör gehört ein auf das Objektiv aufschraubbarer Sonnenfilter, zusätzlich 
ist der QMax, ein von Questar hergestelltes Sonnenspektrometer, zum Anschluss an die Questar-Teleskope erhältlich.

Dieses kleine Teleskop wurde 2x gemessen, und die Tester sind sich nicht einig, wie groß man den Rest-Astigmatismus einschätzen soll.
Unabhängig davon ist es ein Maksutov-System mit den dafür bekannten guten optischen Eigenschaften. Statt eines Vergleichs der Test-Ergebnisse,
hatte mich in diesem Fall die mechanischen Gegebenheiten mehr interessiert. Kurz: Bei INTES-Maksutovs ist die Mechanik etwas anspruchs-
voller.

Man hat ja schon einige Mühe, durch das als Reise-Teleskop konzipierte System durchzuschauen, angesichts der Hebel und Schalter auf der Teleskop-Rückseite.
In dieser Mechanik stecken einige Besonderheiten, die nicht immer funktionieren. Am Anfang vergewissert man sich, ob das System zentriert ist, bzw. opt.
Besonderheiten zeigt. Sowohl beim Sterntest, aber auch . . .

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. . .  beim folgenden Artificial Sky Test fällt ein Rest-Astigmatismus auf bei 711-facher Vergrößerung, was zugegebenermaßen ein sehr harter Test ist.

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Aber bereits bei 87.5-facher Vergrößerung des 1. Testers sieht man den Rest-Astigmatismus gut im Fokus-Bild. Man kann sich also nur um dessen
Größe streiten und darüber, wie stark dadurch der Strehlwert reduziert wird. Andererseits muß man dagegen halten, daß ein obstruiertes System
den Beugungsring "aufbläst" und daß dieser Rest-Astigmatismus dies ebenfalls tut (siehe Bild) und beides schlecht voneinander unterscheidbar ist.

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Ähnlich bis gleich sind die folgenden Test-Ergebnisse

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Und die Ronchi-Gramme zeigen ebenfalls keine Auffälligkeiten.

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Da aber mein Sterntest 711-fache Vergrößerung hat, also um den Faktor 8 größer ist, fallen damit meine Test-Ergebnisse um einiges deutlicher aus.
Der Rest-Astigmatismus ist weit besser zu sehen, und damit taucht auch die Frage auf, ob sich dieser beseitigen läßt. Über diese Absicht macht man
Bekanntschaft mit dem Innenleben der Mechanik - nicht immer die elegantesten Lösungen, wenn man mal von deutscher Wertarbeit ausgeht.

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Unter 711-facher Vergrößerung auch beim Artificial Sky Test ein eindeutiges Ergebnis. Dieser Test wurde mit Zenit-Prisma und
ohne gemacht mit gleichen Ergebnissen, sodaß dieser opt. Fehler in den Linsen stecken muß.

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Der Quick Fringe Test Report kommt jedenfalls auf einen Strehl von 0.960, also ein Wert, den ich so erst einmal stehen lassen will.
Ich habe nämlich auch durch das Teleskop durchgeschaut und war recht angetan von der Abbildung.

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Soweit  also die Erörterung zum Thema Strehl. Das Innenleben des Questar beginnt mit der Frage, welche Schrauben man öffnen muß, damit
man an die innere Mechanik kommt. Dazu braucht man einen Inbus-Schlüssel mit 1.2 mm  Schlüsselweite. Erst wenn man sich einen 1.47 mm
Schlüssel passend geschliffen hat und den Fokussier-Drehknopf geöffnet und entfernt hat, kann man die hintere Kappe abheben und schaut
auf den ersten Teil der inneren Mechanik. Für die Fokussierung des Hauptspiegels, der auf dem Blendrohr verschiebbar ist, mag die folgende
Zeichnung genügen. Dem Hersteller genügt offenbar eine Lasche mit seitlichem Schlitz, in den der Fokussier-Stift eingreift, der am Ende eine
Fokussier-Nut hat. Mit der Drehbewegung verschiebt das Gewinde den Stift in Längsrichtung, und damit auch den Hauptspiegel. Nun ja !
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Das wäre nun der Zenit-Spiegel, der deswegen verschoben werden muß, damit man das integrierte Sucher-Fernrohr bedienen kann. Der Befestigungs-
Körper aus 1 mm Messing-Blech wird rückseitig auf einer Führungsstange bewegt und damit es nicht quietscht sind weiße Teflon-Einlagen eingebaut,
schon leicht ramponiert. Gehalten wird diese Führungs-Stange auf kleine Messing-Bolzen mit denen man trickreich auch noch den Abstand zur
"Führung-Schraube" regeln kann bzw. muß.


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Im Bild unten rechts sieht man die Führung-Schraube, die im oberen Teil eine Ring-Nut hat, in der das 1 mm Messing-Blech durch-rutschen muß, wenn . . .
ja wenn der Abstand dieser ganzen Einheit auch den richtigen Abstand dazu hat. Anderfalls klemmt dieser Klapperatismus, und dann läßt man das
Zenit-Prisma am besten dort, wo es eigentlich hingehört und verzichtet auf das Sucherfernrohr. Egal wie, beide Mechaniken funktionieren klaglos, wenn
man bewußt alle Toleranzen hinzuzieht, die in einem solchen System stecken. Signifikant spricht auch die Verwendung der beiden kleinen Kork-Plättchen
für die Präzision des Systems.

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Im Bild nochmals die Schraube mit der Führungs-Nut zu sehen.

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Eine Barlow-Linse läßt sich zur Verlängerung der Brennweite und damit zur Vergrößerung ein- und aus-schieben. Unten im Bild sind auch die Elemente
des Sucherfernrohres erkennen, wenn man den Zenit-Spiegel aus-geblendet hat.

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Als Reise-Fernrohr ist der Questar gut zu brauchen, weil gut zu transportieren. Und nachdem dieses Gerät schon einige Gebrauchs-Spuren aufweist,
und vermutlich schon andere sich für das Innen-Leben interessiert haben, kann man sich durchaus mit diesem Exemplar anfreunden.