D028 Meade ACF 12inch LX 304-3048 Feld bei 30 mm Farblängsfehler

Meade ACF 12-inch 304.8 / 30480                   

Bei ICS in Augsburg gekauft dürfte dieses Teleskop nicht nur alle fotografischen Wünsche erfüllen. Untersucht man bis zu einem Felddurchmesser
von 30 mm die Abbildungs-Qualität, so trägt dieses System den Titel "ACF" zu Recht, wie in einem Vergleich noch gezeigt werden kann. Allerdings,
und das ist ebenso interessant, verfügt dieses Exemplar (bei weiteren konnte ich das noch nicht überprüfen) über einen Farblängsfehler, der über
mehrere Tests deutlich hervor tritt. Würde man die RC_Indexzahl zu Rate ziehen, wäre dieses System farblich mit einem Halb-APO vergleichbar.

Visuell wird es vermutlich alle "normale" Ansprüche erfüllen, wenn man nicht gerade ein ausgesprochener Newton-Beobachter ist und einen sehr glatten Newton-
Spiegel besitzt. Die dort erzielten Ergebnisse an den bekannten Test-Objekten, wird von SC-Systemen visuell nicht ganz erreicht. Dafür hat man aber zum Fotografieren
im Feld bis 30 mm eine wunderbare Auflösung.

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Es ist vermutlich der elliptische Sekundär-Spiegel (siehe Rutten Seite 87, 5. Auflage Telescope Optics), der ähnlich wie bei einem RC-System ein ebenes und
komafreies Bildfeld ermöglicht. Der Rest-Astigmatismus ist selbst beim Test (1500-fach) kaum erkennbar, am Himmel visuell schon gar nicht. Bei Felddurchmesser
wirkt sich bereits die Vignettierung des Blendrohres zu geschätzten 30-40% aus. (Nach Harrie Rutten hätte das 8" ACF einen hyperbolischen, das 10#" ACF einen
elliptischen Sekundärspiegel, was möglicherweise auch für das 12" ACF-System zutrifft. An den Systemdaten kann man das simulieren.)

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Defokussiert man bei diesem Test die Punkte etwas, dann fällt auf, daß die Abbildung die Farbe wechselt. Intrafokal erscheinen sie plötzlich grün, extrafokal hingegen
rot. Damit ist ein erster Hinweis auf einen gut meßbaren Farblängfehler gegeben.

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Den nächste Hinweis erhält man beim Foucault-Test: Foucaultbilder Ähnlich wie bei einem FH-Objektiv werden bei diesem Test die Farben Rot und Grün/Blau über eine
mittlere Symmetrie-Achse nach links und rechts "geteilt". Das erklärt sich dadurch, daß die Messerschneide gewissermaßen in der Mitte eines Sekundären Spektrum
steht, das etwa 0.420 mm zwischen Blau und Rot misst. Der Gaußfehler ist in diesem Zusammenhang meßbar kleiner, und deshalb kommt die für einen APO typische
Farbverteilung nicht zum Zug. Dominiert der Gaußfehler, dann kommt es eher zu einer sichelförmigen Farbzerlegung am Foucault-Test.


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Fokussiert man auf die Hauptfarbe Grün, bei der das ACF auch sein Optimum hat, dann beobachtet man ein Verkippen der blauen Streifen nach oben, was der kürzeren
Schnittweite entspricht, im roten Streifenbild kippen die Streifen nach unten, was einer längeren Schnittweite entspricht. Die Überkorrektur bei Blau ist deutlicher zu
sehen, als die Unterkorrektur bei Rot. Die Strehlwerte mit grüner Schrift unter jedem Interferogramm beziehen sich auf den Fokus-Punkt e-Linie = 546.1 nm wave
bzw. auf die Hauptfarbe Grün. Für die beiden anderen Farben senkt der Farblängfehler den Strehlwert. Bei dieser Betrachtung wird nur die Power für Farblängsfehler
und Spherical für den Gaußfehler zugelassen. Die Strehlwerte mit weißer Schrift entstehen, wenn auf jede einzelne Farbe fokussiert worden ist. Jetzt wird die
Power deaktiviert und Astigmatismus und Spherical zugelassen. Die Coma wird als Achskoma interpretiert und wäre damit ein behebbarer Zentrierfehler. Die FLF-Werte
mit gelber Schrift wurden über die Power -> Pfeilhöhe in Millimeter umgerechnet. Aus diesen Werten entstand die RC_Index-Zahl.

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Bei einem obstruierten System "verschwindet" ein Teil der Energie in die Beugungsringe und "bläst" den Durchmesser des Sternscheibchens unmerklich auf. Für die
Fotografie völlig ohne Belang, weshalb man die Sphärische Abberation bei der Fotografie nicht gar so tragisch nehmen muß.

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Sowohl ein Rest von Astigmatismus und etwas Überkorrektur bei Grün von nur PV L/16.8 kann mal also unbeschadet ignorieren.

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Deutlich läßt die MTF-Kurve die Obstruktion erkennen: Bei hohen Orts-Frequenzen scheint die Abbildungsleistung sogar besser auszufallen.
Diese Funktions-Kurve zeigt N I C H T die von einem User behauptete Bildfeld-Krümmung bzw. den Bildfeld-Radius. Dazu müßte man den
exakten Fokus sowohl auf der opt. Achse wie im Feld z.B. bei Durchmesser 30 mm messen, und könnte aus der Differenz über die Pfeil-
höhenformel auf den Bildfeld-Radius zurückrechnen. Sphärometer - Pfeilhöhe bestimmen bei Kugel & Parabel Zur Bestimmung des
Bildfeldradius reicht also die Vermessung eines einzigen Punktbildes nicht aus, wie das von einem User hier so dargestellt worden war.
Auch MTF-Kurve beschreibt die Eigenheiten eines opt. Systems nicht etwa anschaulicher und führt deshalb nicht zu mehr Information.

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Mit diesem Ergebnis kann man hoch zufrieden sein, weil dieses System auch visuell zu beachtlichen Leistungen fähig ist.

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