D010 Alter M-703 Maksutov INTER 180-1800 Optimierung... noch ein Patient



Mag sein, daß man mit diesem Teleskop auch fotografieren kann. Prinzipiell verhindert dies aber eine deutliche Vignettierung, die dieses Maksutov-
System hat. Für Planeten-Beobachtung ist es jedoch das, was hinten drauf steht: " DELUXE "
Wenn aber - und bei Sternfreunden passiert es häufiger, wenn wochenlang der Himmel nur grau in grau aufs Gemüt drückt - wenn also dieser Stern-
freund sich für das Innenleben dieses hochwertigen Maksutov interessiert, weil irgendwas klappert, oder sich dreht oder auch nur ein Fussel das ein-
getrübte Auge nicht ruhen läßt, dann ist hinterher meist nichts mehr so, wie es vorher einmal war.

So erging es also auch diesem Teil, eine Reihe von Papierschnipsel im Inneren zeugen von heftiger Bastel-Arbeit, dessen Ergebnis man weiter unten studieren kann.
Solche "wertvollen" Teleskope wechseln dann häufiger ihren Besitzer, bis der "Reparatur-Dienst von INTES" :whistling die Sache in die Finger kriegt.

Chw-M703_01.jpg

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Die rückseitige Ansicht . . .

Chw-M703_02.jpg

und das erste niederschmetternde Übersichtsergebnis bei 1000-facher Vergrößerung über den Artificial Sky Test. Bei diesem Test werden 3-5µ große Pinholes unter
Höchstvergrößerung durchs System geschickt. Durch diese hohe Vergrößerung bei absolut perfektem Seeing lassen sich in einer Gesamtschau alle Fehler eines
Systems darstellen: Hier wären es deutlich waagrecht liegende Koma und etwas Astigmatismus.
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Chw-M703_03.jpg

Die Koma erkennt man deutlich an den mittleren "S"-förmig verbogenen Streifen. Astigmatismus an den unterschiedlichen Streifenabständen.
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Über die differenzierte Fehlerauswertung läßt sich bereits einschätzen, wo man den "Hebel" ansetzen muß. Die Achs-Koma wird über die
Zentrierung beseitigt, der Astigmatismus ist in der Regel eine Sache der Spiegellagerung von Haupt- und Sekundärspiegel. Ein Justage
Problem des HS kann es nicht sein, weil der sphärisch ist. Es gilt also a) die Astigmatismus-Ursache zu finden und später b) den
Zentrier-Fehler auf Null zu bringen.
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Chw-M703_05.jpg

Der Hauptspiegel könnte es sein, also wird er isoliert untersucht. Bei der Gelegenheit ein kurzer Blick in die Mechanik, typisch für die Maksutov-Systeme dieses
Herstellers.
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Chw-M703_06.jpg

In dieser Position zeigt erfreulicherweise der Artificial Sky Test bei 266-facher Vergrößerung eine perfekte Abbildung.
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Chw-M703_07.jpg

Oft zeigt dieser Test bereits Lagerungsfehler, die Druck auf den Hauptspiegel ausüben, sodaß dieser mit Astigmatismus reagiert. Gottseidank, dessen Mechanik hat
also noch keiner zerlegt. Genauso, wie hier auf dem Bild zu sehen, sollte auch das gesamte Maksutov-System abbilden. Man vergleiche bitte mit Bild Nr.03
und Bild_12

Chw-M703_08.jpg

Der HS ist überdies leicht unterkorrigiert, was aber im System offenbar wieder etwas ausgeglichen wird.
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Chw-M703_09.jpg

Es ist zunächst eine Unterkorrektur von ca. PV L/5 der Wellenfront des HS, die sich im Gesamtsystem später auf PV L/14.5 reduziert.
Wobei bei dieser Auswertung der HS mit einfacher Genauigkeit (Scale 1) gemessen wird, im System mit doppelter Genauigkeit (Scale 0.5).
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Chw-M703_10.jpg

Der Hauptspiegel wurde zwischenzeitlich wieder eingebaut. Anschließend die Lagerung der Meniskus-Linse kritisch untersucht und optimiert, danach die Fangspiegel-
Lagerung überprüft und den mittigen Druckpunkt beseitigt, der vermutlich Auslöser des Restastigmatismus darstellte. Wieder zartfühlend zusammengebaut und
abschließend die Zentrierschrauben bemüht. Eine solche Lösung ist prinzipiell kritsch: Die Zugschrauben drücken an einer anderen Stelle auf die Fläche als die
Zugschrauben. Unten rechts ist das Zentrier-Prinzip eingeblendet, bei dem man mindestens doppelt vorgehen kann. Zugschraube im Uhrzeigersinn, gleich
orientierte Druckschraube gegen den Uhrzeigersinn, oder auf der gegenüberliegenden Seite genau umgekehrt. Das hängt damit zusammen, wieviel Spiel
für die Zentrierung noch vorhanden ist. Besser wäre es, wenn diese Schrauben-Paare jeweils übereinander stünden, das ist viel eindeutiger bei der
Zentrierung, weil Zug- und Druckschrauben hier an unterschiedlichen Winkel-Positionen "angreifen". Es würden sogar nur die Druckschrauben ausreichend
sein, also ähnlich wie bei SC-Systemen mit Druckpunkt in der Mitte und 3 Zugschrauben im "Feld".
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Chw-M703_11.jpg

Schließlich bildete das System wieder so ab, wie man es von den Maksutov-Systemen von INTES kennt. Den Sternfreund freut es auch.
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Was diese Teleskope auszeichnet, ist die enorme "Glätte" des Systems, was einen hohen Kontrast ermöglicht. Dies zeigt vor allem der Foucault-Test.
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Chw-M703_13.jpg

Und weil man nur mit dem Twyman-Green I_Meter ein vignettierungsfreies Bild bekommt, wurde das I_Gramm mit diesem IMeter erstellt.
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Chw-M703_14.jpg

Wieder die differenzierte Fehlerauswertung mit Restfehlern, die weit unter der Wahrnehmung liegen.
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Chw-M703_15.jpg

Und weil es ein obstruiertes System ist, "bläst" sich der erste Beugungsring etwas auf, wie bereits beim Artificial Sky Test erkennbar.
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Chw-M703_16.png

Hoffen wir auf freundliches Wetter und glückliche Beobachtungsstunden für den Sternfreund.
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Hallo Herbert,

Quote:

Wie siehst du das?

Erst mal nicht so kritisch!

Woran orientiert man sich denn bei der Bestimmung des optimalen Backfokus? Am Öffnungsfehler?
Den könnte man mit einem Ronchi-Gitter 10lp/mm am Stern bestimmen. Visuell vielleicht noch sinn-
voll. Fotografisch eigentlich egal, wenn nicht gerade eine stärkere Bildfeld-Krümmung der Anlaß wäre.

Prinzipiell ist es kaum wahrnehmbar. Bei einem obstruierten System verschiebt sich über die
Obstruktion ein Teil der Energie in die Beugungsringe. Hab ich hier mal theoretisch/praktisch untersucht.
Eine Über- oder Unterkorrektur führt aber zu den gleichen Effekten, sodaß nicht mehr eindeutig ist,
ob ein Beugungsring von der sphärischen Aberration oder der Obstruktion kommt.

Wenn Du Dir bei diesen obstruierten Beispielen mal den Durchmesser des Maximums unten anschaust,
http://rohr.aiax.de/QTest03.jpg, dann ist der umso kleiner, je größer die Obstruktion. Das bedeutet,
daß in einem bestimmten Größenbereich die Abbildung bei obstruierten Systemen besser ist. Diesen
Sachverhalt zeigen auch die Modulations-Kurven: http://rohr.aiax.de/QTest02a.jpg

Aus der Simulation erkennt man, daß sich die Obstruktion stärker auswirkt als die Über- oder Unterkorrektur, mit einem geringeren Strehlwert von
gerade mal 10%-Punkten.

PSF-Beispiele.png