D107-01 die richtige Kombination ist entscheidend

Kombination TS Photoline 102/714 mm F/7 + TS Flat 2.5 bis 4.0° Bildwinkel

In den letzten Jahren wird zu den eigentlich kleinen und schnellen Apochromaten auch noch Flattner angeboten. So wird bei vielen Kombinationen aus
dem "Reise-Teleskop" auch noch eine leistungs-starke Astro-Kamera mit unterschiedlicher Qualität. Neben den hersteller-üblichen Flattnern und Reducern,
wurden von Massimo Riccardi zwei leistungs-starke Flattner/Reducer "in den Ring geworfen", Teleskop-Service bietet eine sehr überzeugende Lösung mit
seinem 2.5 inch Flattner an, von dem im vorliegenden Fall berichtet werden soll. Man kann diese Thematik unter den unterschiedlichsten Aspekten
betrachten: Die optische Qualität jedes dieser Kombinationen wird reduziert über die Auflösung des Kamera-Sensors mit unterschiedlicher Pixelgröße.
Ich gehe noch von ca. 5.4 Mikron aus, die auch größer und kleiner ausfallen kann. Zur Darstellung einen lichtschwachen Sternes sind in der Regel 3x3
Pixel notwendig, sodaß eine resultierende Große von ca. 16x16 Mikron aufgelöst wird. Über den Artificial Sky Test hat man einen Vergleich, wie groß
der Spielraum für optische Fehler ist. Innerhalb eines  angenommenen Feldes von 16x16 Pixel sieht der Sensor alle optischen Fehler eben nicht, weil 
alle Spots, die kleiner sind vom Sensor nicht dargestellt werden können. Natürlich abhängig von der PixelGröße. Anders als bei visueller Benutzung ist
der Astro-Fotograf an der Auflösung an einem möglichst großen Bildfeld-Rand 
interessiert. Dafür gibt es als Kriterium im Bereich des Designers das
Spot-Diagramm oder später das Rohbild, das man am Rande untersucht, wie dort 
die Sterne abgebildet werden. (Der Computer rechnet so nebenbei
manche Fehler heraus.) Man muß also äußerst sorgfältig trennen zwischen visueller 
Benutzung eines Teleskops - dann wären die opt. Daten auf der
opt. Achse wichtig, und bei fotografischer Benutzung, dann interessiert man sich in erster 
Linie für die Abbildung am Bildfeldrand. Beide Aspekte sollte
man sorgfältig von einander trennen. Die "eier-legende Woll-Milch-Sau" gibt es also auch in 
der Astro-Optik nicht, und man tut gut daran, sich zu ent-
scheiden, was man eigentlich will. Da hat sich unlängst ein Sternfreund ein 8" GSO RC von mir prüfen 
lassen. Auf meine Frage, was er damit macht,
sagt er: "fotografieren". Eine gute Lösung, erwidere ich. Er möchte aber auch Planeten und Mond damit  
beobachten. Eine schlechte Lösung, kommen-
tiere ich seine Aussage.

Ein anderer Sternfreund hat sich für den TS APO PhotoLine 102 entschieden:

@04TS_APO-H_01.jpg
.
Bereits der Sterntest des Grund-Systems zeigt einen sehr farbreinen Triplet APO mit - nobody is perfect - einen leichten Farbquerfehler auf der opt. Achse. Den sieht man
aber nur unter Höchstvergrößerung auf der opt. Bank. Die Sternscheibchen beim Sterntest haben kaum einen Farbsaum, was für eine hohe Farbreinheit spricht. Ebenso
eindeutig fällt der Foucaulttest aus, der kaum eine Zerlegung in Spektralfarben zeigt. Lediglich in der Mitte hätte das System eine flache "Mulde", die man am Himmel
garantiert nicht sieht. Die Struktur im Lyot-Test bezieht sich auf das gesamte System, und kann verschiedene Ursachen haben.

@04TS_APO-H_02.jpg
.

Was der Richtige Flattner zu leisten imstande ist, beweist das folgende Foto: Das Grundsystem bricht als Astro-Kamera bei spätestens 25 mm Bildfeld-Durchmesser ein.
Da wird es für den TS 2.5 inch Flattner erst einmal interessant. Dessen Korrektur-Leistung zieht sich bis zu einem Durchmesser von ca. 50 mm mit einer Auflösung, die
nur von der Auslösung des Kamera-Sensors "ausgebremst" wird. Man beachte das 3x3 Pixel große Quadrat von ca. 15 Mikron, in dessen Fläche sich optische Fehler
des Grundsystems "verstecken" können, der Sensor diese also nicht sieht.

@04TS_APO-H_03.jpg

Wer diese Kombination wählt, der schraubt lediglich diesen TS Flat 2.5 inch hinten an den Okularauszug, stellt den Okularauszug auf Skala 16 Einheiten und findet
den Fokus bei ca. 98 mm von der letzten Fläche des Reducers. Eine kleine Toleranz von 1-2 mm im Fokusbereich ist unbedeutend.

@04TS_APO-H_04.jpg
.

Nicht so überzeugend fällt die Kombination aus, wenn man zum Grundsystem den Reducer wählt, der das F/7 System auf F/5.5 reduzieren würde. Wenn der KameraSensor
entsprechend kleine Abmessungen hat, und wenn die Pixelgröße sich im Bereich 5-9 Mikron bewegt, wird man mit dieser Kombination ebenfalls zufrieden sein können.
Nur hier korrigert dieser Reducer gerade nicht den Farbquerfehler des Grundsystems sondern vergrößert ihn. Besser als das Grundsystem wäre diese Kombination
trotzdem. 

@04TS_APO-H_05.jpg
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Auch für diese Kombination die Abstände auf der OAZ-Skala und der Abstand letzte Reducerfläche zum Fokus. Das Gewinde wird natürlich abgezogen, weil es ja im
Adapter verschwindet. 

@04TS_APO-H_06.jpg
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Bereits der Sterntest läßt ein äußerst farbreines Grundsystem vermuten, was sich über die Farb-Interferogramme bestätigt. Mit einer RC_Indexzahl von 0.2401
haben wir einen äußerst farbreinen APO vor uns, wobei auch der Gaußfehler erstaunlich klein ist - wenn nicht gerade der Öffnungsfehler in Form einer flachen
Mulde sich durch das System zieht.

@04TS_APO-H_07.jpg
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Die Power der einzelnen Interferogramme kann man über die Pfeilhöhen-Formel in den Farblängsfehler umrechnen, rechts eingeblendet, um daraus die RC-Index-Zahl zu berechnen. 

@04TS_APO-H_08.jpg
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Das Referenz-Interferogramm bei 546.1 nm wave = e-Linie im Fraunhofer-Spektrum und Standard in den Optik-Büchern.

@04TS_APO-H_09.jpg
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Die 3D-Wellenfront-Darstellung mit der Mulde in der Mitte.

@04TS_APO-H_10.jpg
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und die Energie-Verteilung mit der Achs-Koma, wie man sie bereits beim Artificial Sky Test unter hoher Vergrößerung sehen kann.

@04TS_APO-H_11.png
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Das Strehl-Ergebnis auf der opt. Achse ist auch nicht zu beanstanden - als Astro-Fotograf ist der Bildfeldrand jedoch wichtiger, wie über die Bilder bereits
bewiesen werden konnte. 

@04TS_APO-H_12.jpg
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Jetzt fehlt nur noch der ultimative Beweis in Form von Astro-Feld-Aufnahmen, die genau mit dieser Kamera entstanden sind, damit sich der
Kreis schließt zwischen den Ergebnissen auf der opt. Bank und der Praxis am Himmel - denn danach wird man immer gefragt.

Mal sehen, ob mich jemand darin unterstützt.

 

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