C066 GEOPTIK Newton 406-2025 astigmatisch
Wie man den Astigmatismus verschwinden läßt
15. Mai 2008 Zunächst glaubt man an das Gute im Menschen - und geht ganz ohne Vorurteile an den "Hersteller" oder besser
Händler aus Italien. Studiert man jedoch dessen Webseiten etwas genauer, fällt einem die dilletantische Präsen-
tation sog. Testergebnisse sofort ins Blickfeld: Schmuck-Deckblätter sind nicht sachdienlich, ein Caustic-Daten-
Blatt läßt auf eine LinienMessung schließen und ignoriert den Astigmatismus völlig, die Foucault- und Ronchi-
Testbilder sind völlig wertlos, weil man ihnen keine Information entnehmen kann. Sehr viel informativer wird die
Angelegenheit, wenn man die mitgelieferten "Datenblätter" in die Hand bekommt.
01. http://rohr.aiax.de/@GEOPTIC_05A.jpg Hier wurde stillschweigend ein 10 lp/mm Ronchi-Gitter verwendet, das in
Double-Paß Autokollimation zweifach wirkt. Hätte der Hersteller einen 0.01 Lichtspalt benutzt, bekäme er weitaus mehr
an Information auch hinsichtlich der Flächen-Rauhheit. Dazu meine Bilder weiter unten.
02. http://rohr.aiax.de/@GEOPTIC_05B.jpg Endgültig disqualifiziert sich jedoch der Hersteller, wenn er den bereits bei
Oldham, England, bekannten Versuch startet, aus einer Caustik-Linien-Messung über ZEMAX eine Flächenmessung zu
zaubern, und dabei trickreich den Astigmatismus völlig unter den Tisch fallen läßt. Auch dazu weiter unten die Bilder.
03. http://rohr.aiax.de/@GEOPTIC_05C.jpg Endgültig witzig gerät die Sache, wenn man ZEMAX über dieses Verfahren
auch noch Spotdiagramme rechnen läßt.
Hier hat einer, und ich vermute ihn bei Oldham selbst, den Unterschied nicht begriffen, daß Schnittweiten-Differenz-
Messung eine Linien- oder Profil-Messung ist aber keinesfalls eine Flächenmessung, wie sie nur über ein Interferogramm
möglich ist. Das ginge wirklich nur, wenn man einen zweifelsfreien Ausschlußtest auf Astigmatismus mitliefern würde.
Je dünner der Spiegel, umso "haariger" wird die Sache.
Jedenfalls, und das ist der eigentliche Punkt, ein Strehl = 0.97 Spiegel mit einem PV-Wert von Lambda/11 muß
andere Merkmale aufweisen. Verwunderlich nur, welches Händlernetz sich hier schon aufgesponnen hat.
Über den Astigmatismus stolpert man spätestens dann, wenn man laut mitgeliefertem Certifikat die Testanordnung wiederholt.
Im ersten Falle zunächst unverdächtig, weil ich intuitiv für den 32.13 mm (Rand) dünnen Spiegel offenbar die günstigste
Position gefunden hatte, die ich später mit Pos 0 bezeichnete. Hier tut die Schwerkraft ihr freundliches Werk, und der
dünne Spiegel fällt soweit in sich zusammen, daß man bei flüchtigem Hinsehen den Astigmatismus erst einmal nicht
bemerkt. Aus diesem Grund untersuchte ich den Astigmatismus bei senkrechter Spiegellagerung in Pos 0 und Pos 1
(+ 90° clockwise gedreht) und als letzter Zuflucht den Spiegel so, wie er auch im Tubus bei der Beobachtung in seiner
Spiegelzelle liegen würde, wie man es hier in einem anderen Fall nachlesen kann. LZOS
Mit zugekniffenem Auge mag die erste Bildreihe in Pos 0 (der günstigsten Position) gerade noch durchgehen. Um 90° nach
rechts gedreht, wirkt die Schwerkraft verstärkend auf den Astigmatismus und jetzt taucht er in aller Schönheit vor dem
Betrachter auf. Noch deutlicher wird die Sache mit einem Interferogramm, die nächsten beiden (grünen) Bilder. Und weil
man über dieses Verfahren immer noch diskutieren kann, macht man es so, wie es auch führende Hersteller zu tun pflegen:
Man prüft vertikal und vor allem in der ultimativen Spiegelzelle - denn so schaut das dann am Himmel aus: Letzte Bildreihe.
Quintessenz: Der Astigmatismus ist gut erkennbar, er liegt in der Gegend von 1 Lambda PV der Wellenfront, und damit
sind die schönen Ergebnisse im Zertifikat Makulatur - also hinfällig. Damit stellt sich sehr dringlich die Frage,
wie kommt so ein Meßergebnis?
Wenn man wie oben gezeigt, den Spiegel senkrecht in optimaler Position lagert, dann entschwindet besonders
bei dünnen Spiegeln der Astigmatismus völlig. Und wenn man über Foucault oder Caustik Messung nur über
eine Mittenlinie die Schnittweiten mit hoher Genauigkeit durchführt, dann fällt der Astigmatismus völlig unter
den Tisch. Und wenn man auch keine Gegenprobe durch Drehen des Spiegels oder spätestens am Himmel in
seiner Spiegelzelle durchführt und genau hinschaut, dann steht man völlig im Nebel. Das ist offenbar aber nur
den Endkunden wichtig - leider.
Info Caustic-Test , Caustik-Test Links und Literatur
Das ist er, der Trick. Man braucht nur die Ergebnisse der Schnittweiten Messung in ZEMAX zu "stopfen", und schon
bekommt man ein wunderbares synthetisches Interferogramm, ganz ohne den lästigen Astigmatismus, das auch
noch fachgerecht die vorhandene Unterkorrektur anzeigt. Ein ganz wunderbarer Taschenspieler-Trick.
Spätestens beim Rauhheits-Test zeigen sich alle Fehler, die dieses High Quality Premium Produkt aufzubieten hat:
- abgesunkene Kante, - Unterkorrektur, - Zonen und relativ rauhe Oberfläche: Na toll !
Und wer meinem Rauhheits-Test nicht glauben will, der bekommt die Rauhheit, die Unterkorrektur und die abfallende
Kante erneut dokumentiert: Im Doppelpaß (Autokollimation) mit Ronchi 13 lp/mm intrafokal. Bei einem glatten Spiegel
müßten die Zwischenräume zwischen den breiten weißen Streifen ungestört und dunkel sein. Man findet also die
Entsprechung zum Rauhheitstest auch hier. Zum Vergleich ein Zambuto Spiegel: http://www.astro-foren.de/showthread.php?p=35325#post35325
Auch der Sterntest bestätigt den gleichen Sachverhalt: Ein extrafokaler Lichtwulst wäre ein Hinweis auf abfallende
Kante oder Überkorrektur, was prinzipiell das Gleiche ist, intrafokal muß der Rand ausgefranst sein - haben wir hier.
Abermals zeigt nun das Interferogramm bei 532 nm wave alle Fehler: Die konische Streifen-Verkippung ist ein Hinweis
auf Astigmatismus (von oben nach unten), die W-förmige Überlagerung der mittleren Streifen ist ein Hinweis auf Unter-
korrektur incl. Zonen. Die abfallende Kante erkennt man jeweils am Streifenrand. Der gravierenste Fehler wäre also
der Astigmatismus, und der ist mit 1 Lambda zu groß, als daß man ihn negieren könnte. (Bis L/3 kann man ja noch
streiten)
So kann man also das Ergebnis sehr unterschiedlich betrachten: Zieht man den Astigmatismus als Hauptfehler ab, so kommt
man tatsächlich in die Nähe dieser 0.97 Strehl Marke. Und weil dann noch die Unterkorrektur als Fehler übrigbleibt, ist
mein Ergebnis etwas geringer ausgefallen, was aber bei einem Spiegel gar nicht schlimm wäre, wenn man weiß, wie
stark sich Spiegel Strehl-mäßig verbiegen können.
Die Schnittweiten-Messung des Herstellers hinsichtlich Unterkorrektur bestätigt dieses synthetische Interferogramm, wenn
man den Astigmatismus deaktiviert. Dann bleibt die W-förmige Streifenverformung für Unterkorrektur übrig,
Die Hauptspiegel-Zelle aus Holz ist mit großer Sicherheit ein Dieter Martini-Produkt. In meinem 20-Zöller habe ich auch so eine
Konstruktion, die funktioniert, wenn man es nicht gerade perfekt haben muß. In diesem kontreten Fall jedoch waren die
120° Holzstützpunkte "abgerissen", sie werden aber durch die M 6 Gewindestangen gehalten, es würde also doch
funktionieren.
Ein erneuter Beweis von "viel" Sachverstand zeigt sich auch hier. Kunststoff hat eine hohe Ausdehnung - leider. Wenn man
also auf einen abgeschrägten KunststoffZylinder rundum einen Fangspiegel aufklebt, dann darf man sich nicht wundern,
wenn der astigmatisch reagiert. Ist ja vielleicht ein Trick, damit den Hauptspiegelastigmatismus zu kompensieren, wenn
Haupt und Fangspiegel zueinander in der richtigen Position sind, mag ja vielleicht sogar möglich sein. Jedenfalls hätte mich
brennend interessiert, wie der Spiegel ohne diese Verklebung aussieht.
So schaut ein total astigmatischer Fangspiegel aus geprüft in Kontakt gegen Referenzfläche. Sollte so aussehen: http://rohr.aiax.de/@GEOPTIC_16.jpg
Quelle hier: http://www.geoptik.com/test.php?lang=en&pagina=test
oder wie bei Oldham, testing No 1
Sehr beruhigend (??) abschließend diese Google Sprach Tool Übersetzung. Man mag halten davon was man will. Leider ist
das edle Teil schon bezahlt. Bisher sei der Händler kulant gewesen - sagte man mir.
Nun würde mich aber doch interessieren, wer der Hersteller dieser Optik tatsächlich ist. Oldham?
anwählen: "Certificate of Conformity"; anwählen Bild oben rechts Example
hier nochmals: http://rohr.aiax.de/OldhamWebSite.mht Die Ähnlichkeiten mit dem GEOPTIK Certifikat sind schon frappierend.