C051 10-inch OLdham-Spiegel nach Retouche besser
. . . wenn man ihm auf die Füße tritt . . .
11. April 2008 Es ist nicht unbedingt immer erfreulich, wenn bestimmte Spiegelschleifer erst im zweiten und dritten Anlauf,
nach hartnäckigen Reklamationen und Berichten hier, sich doch noch bequemen, ordentliche Qualität abzu-
liefern. Zumindest eine Qualität, mit der man am Himmel etwas anfangen kann. Der folgende Fall schildert das
Beispiel eines Spiegels, der nach der Retouche von OLdham in einem akzeptablen Zustand zurückkam.
Bisher besorgte das oft eine andere Firma in England, die schon häufig Oldham Spiegel in perfekte Spiegel
umgewandelt hat, wenn es das Spiegelträger-Glas zuließ. Die ersten Testbilder vom 24.Nov. 2007 hatte ich erst
einmal zurückgehalten, in der Hoffnung, daß etwas Besseres zum Vorschein kommt. Nicht jeder legt nochmals
einen größeren Betrag für eine hochwertige Retouche hin, wie sie dann von der anderen Firma durchgeführt
wird - also war Oldham diesmal selber in der Pflicht !
Der "Premium"-Spiegel vor der Retouche:
Bereits am Sterntest tauchte die "bodenlose" Oberfläche dieses vormaligen Spiegels auf:
Eine Struktur, die im Rauhheits/Lyot-Test noch klarer hervortritt und zeigt, wie gnadenlos Oldham auf der Oberfläche
mit Brachialgewalt herumschruppt.
Das Markenzeichen bei Oldham ist der Peak in der Mitte nach der Philosophie, sieht man eh nicht, wird vom Fangspiegel
"verschluckt". Dieser Schönheitfehler ist aber vermeidbar und setzt ihn unnötig in ein schiefes Licht. Jedenfalls war der
Hauptfehler in diesem Fall die für Oldham schon typische Unterkorrektur des Spiegels . . .
. . . die daraufhin auch den Strehl auf nur 0.182 drückt bei einer konischen Konstanten von nur - 0.745 und das wäre
halt nur ein Ellipsoid, wie man es vielleicht für ein DAll Kirham System brauchen könnte.
Jedenfalls kann man trotzdem einen Nulltest durch eine Plankonvex Linse aufbauen im Bereich dieser conic constant von
- 0.746 und dann hätte man so ein ähnliches Marsgesicht wie man es hier findet: http://www.astronomie.de/vds/astronomietag-2003/marsgesicht.jpg
Auch bei einfacher Genauigkeit über die Kompensation erkennt man noch die "Feinfühligkeit" mit der die Spuren in das
Glas gepflügt worden sind.
Der Spiegel ging also damals an den Meister zurück aus welchen Gründen auch immer.
Dann ging Zeit ins Land . . . . . . .
Der Premium-Spiegel nach der Retouche:
und vor wenigen Tagen kam hier wieder ein Spiegel an - Oldham war schon lange vergessen - und die Prozedur lief wie
gewohnt ab: Ein Spiegel unbekannter Herkunft!
Die RoC Interferogramm diesmal passend, was man bei einem 10 inch f/5.24 Newton sofort erkennt. Die Mitte OK, der
Rand etwas abgekippt, hauchdünn überkorrigiert, aber sonst OK.
Astigmatismus darf man hier abziehen, weil vorher in RoC über ein Interferogramm ausgeschlossen.
Das Sternscheibchen zeigt aber trotzdem bereits einige Details: Die Kante erkennt man intrafokal über die Fransen am
Rand und den Beugungsring extrafokal. Die Art der Zonenpolitur ebenfalls (bei LOMO manchmal erkennbar) allerdings weiche
Zonen, die erst im Foucault-Test zu sehen sind, aber bereits im defokussierten Sternscheibchen vorhanden sind.
Insgesamt also sehr viel freundlicher die Fläche
und auch das RonchiBild nahezu perfekt, die leichte Überkorrektur bei 13 lp/mm intrafokal im Doppelpaß durch die
bauchige Verformung der Streifen erkennbar.
Noch deutlicher natürlich das Interferogramm im Doppelpaß, aber durchaus akzeptabel. Den Rand sollte man ca. 4 mm
abblenden und den Spiegel gut belüften - ganz wichtig, dann wird man damit zufrieden sein.
Weil auch die vertikale Lagerung für das Meßergebnis wichtig ist, hier kurz ein Bild zur 120° Wippenlagerung auf 4 Punkten.
Wenn nun alle anderen Parameter stimmen, dann sollte man mit diesem Spiegel am Himmel viel Freude haben.