C045 20 f4 Martini-Rohr-Dobson mein neues Prüfgerät Qualitäts-Bericht
5. September 2007 Der Himmel verzeiht vieles - 20" Dobson von Dieter Martini
Labormessungen sind extrem genau. Bei meinem "neuen" Meßgerät geht es ausschließlich um die Frage, wie-
viel der opt. Fehler man am Nachthimmel tatsächlich bemerkt. Sehr "segensreich" wirkt sich dabei offenbar
das Seeing aus - manche Fehler bemerkt man nur bei sehr guten Seeing-Bedingungen, eine Erfahrung, die ich
auch mit meinen kleineren Dobsons schon gemacht habe.
Es geht immer noch um diesen Spiegel:
Also um die Frage, wieviel man von dem ca. L/3 Astigmatismus und der etwa ähnlich großen Unterkorrektur man am
Himmel zu sehen bekommt, nachdem dieser Spiegel als Spitzen-Spiegel über den Ladentisch ging. Wo kriegt man auf
die Schnelle einen ansehnlichen Dobson her? Nachdem ich mir vor mehreren Jahren einen "tonnen-schweren" Dobson
aus einer Stahl- und Alu-Konstruktion gebaut hatte und spätestens beim Transport merkte, daß das keine gute Idee
war, trotz aller Leichtgängigkeit dank guter Kugellagerung, schenkte ich dieses "Ungetüm" schließlich einem Sternfreund
und beschloß, einen neuen Anlauf zu nehmen. Dieser bestand nun vor kurzem in einem Anruf bei Dieter Martini, der mir
kurzfristig einen Bausatz zu liefern versprach. Das ist er nun, der Bausatz, an dem natürlich einige Teile ergänzt werden
mußten, bevor man am Himmel auch was sehen kann.
Befragt man Google Earth und Google Map, dann kommt man an einem idyllischen Weinort an der Mosel heraus. Das allein
wäre ein Grund, dem Dieter Martini seine Aufwartung zu machen, besonders wenn man rechtzeitig die Autobahn verläßt,
und die Moselschleifen abfährt. So gelangt man über Cochem, Zell, Kroev, Traben, Kues und wie die malerisch gelegenen
Weinorte alles heißen mögen schließlich nach Zeltingen-Rachtig - eine Tour, die man am besten zu Fuß bewältigt, wenn man auf dem El Camino der Wein-Liebhaber unterwegs ist.
Da Rüdesheim und Bingen auf dem Weg liegt, empfiehlt sich eine Sighseeing-Tour in der Drosselgasse, wo man foto-
grafierende Japaner, Americans, Holländer und andere Europäer trifft. In vielen Geschäften war die Weihnachtszeit
bereits angebrochen - mitten im August. Zwischendurch schob sich eine Busladung voller MittAchtziger, fit wie ein
Turnschuh, bis schließlich die Drosselgasse endgültig verstopft war. Der nötige Sonnenschein fehlte an diesem Tag,
sehr zum Verdruß meiner Gattin, die man beim Kauf eines Dobsons jedoch besser daheim lassen sollte. Wer weiß schon,
waran wir leiden ...
Nach einem Umweg von ca. 100 km sagte mir mein Navi in Zeltingen, Apollonienstr. 4: Sie haben Ihr Ziel erreicht!
Na, und da war er auch schon der Dieter Martini - man kennt sich ja von diversen Teleskop-Treffen her. Emails waren
genug gewechselt. Da steht er nun, der Dieter neben meinem neuen Prüfgerät, ein Vario-Dobson, mit dem 20-Zoll
Spiegel zwischen f/4 - f/5 am Himmel untersucht werden können. Das folgende Foto zeigt die f/5 Version, es sind
lediglich etwas längere ALU-Stangen - das Gleichgewicht regelt man am besten über ein paar Schraubzwingen am
Hut.
Der Dieter hat natürlich die technischen Maschinen, mit denen er seine Bauteile fräst. Und sie kommen sehr formschön
heraus. Einige Details müssen natürlich erst einmal etwas nachgearbeitet werden:
Den Fangspiegel kaufte ich mir mit einem Certificat bei Intercon SpaceTech um eine der möglichen Fehlerquellen aus-
zuschließen. Und weil eine 3-Punkt Siliconkautschuck-Klebung ihre Zeit braucht, drehte ich den auf 45° abgeschräg-
ten Kunststoffzylinder fein säuberlich ab und fräste auch die 45° Fläche glatt, was meinem Schönheitsideal besser ent-
spricht, mit der Funktion eher weniger zu tun hat. Die M6-Zugschrauben ergänzte ich durch M5 Druckschrauben, was
die Stabilität der Justage erhöht, so weit das bei einer Dobson-Spinne überhaupt möglich ist.
Dem Hut fehlte natürlich ebenso der OkularAuszug, wie der Sucher. Beides war schnell angeschraubt und richtig justiert.
Um auch die Fokuslage überprüfen zu können, setzte ich den "opt. Tubus" gegen einen Planspiegel, und stellte zu meiner
großen Zufriedenheit fest, daß der Fokus exakt dort liegt, wo ich ihn brauche, mit einer Toleranz von wenigen Millimetern. Sehr beachtlicht !
Da bei einem f/4 System der Schwerpunkt sich in Richtung Rockerbox verlagert, helfen zwei Schraubzwingen am Hut,
das Gleichgewicht wieder herzustellen. Eine gelbe kleine Stofftüte verhindert den Super-Gau, falls der ca. 650 g
schwere Fangspiegel auf den Hautspiegel sausen sollte. Man weiß ja nie.
Zur Rockerbox gibt es zwei wesentliche Änderungen, die die Leichtgängikeit enorm erhöhen. Bei kleineren Dobsons kann
man ein Azimutal Rollenlager einbauen - für diesen Durchmesser habe ich es bisher noch nicht gefunden. Man kann aber
in der Mitte eine weitere Teflon-Scheibe einbauen, die etwas dicker ist. Und da Holz zugleich eine Federwirkung hat,
kommt es zu einer Druckentlastung der drei Außen-Pads, und der Dobs läßt sich viel leichter bewegen. Die zwei Pads
des Höhenlagers sollte man ebenfalls ändern: Während in Schwenkrichtung das bei ca. 4 Uhr befestigte TeflonPlätt-
chen bleibt, sollte das zweite/hintere mehr in die Mitte, also in Richtung 7 Uhr versetzt werden. Damit mindert man die
Keil- wirkung dieser Plättchen zueinander und erhöht ebenfalls die Leichtgängigkeit. Erst wenn man Rollen einsetzt, wird
die Bewegung noch leichter - man bekommt aber dann Probleme mit dem Gleichgewicht des Dobsons und mit Schwin-
gungen, die in dieser Version besser gedämpft werden. Diese Bauart schwingt kaum nach, was sehr angenehm ist beim
Beobachten.
Die 18-Punkt-Lagerung hauptsächlich deswegen, damit sich der Spiegel nicht mehr als nötig verformt.
Das folgende Problem hat ein Sternfreund immer dann, wenn es um den Transport seines "Spielzeuges" geht. Zum
Tragen sind die Teile oft zu schwer - auch altersbedingt. Also müssen Rollen her. Bereifte Rollen haben aber einen
zu großen Durchmesser, also schlug ich die Martini-Lösung aus. Aber er hat Bohrungen vorgesehen, mit denen man
den Dobson in einen mittleren Schubkarren (bei uns Robbern genannt) verwandeln könnte. Nur sind die Haltegriffe
nicht gerade altersgerecht bei meinen 62 Jahren. Siehe letztes Bild. Man braucht also dort, wo der Arm zuende,
und die Hand anfängt, die Griffe, wenn man sich nicht zu sehr bücken will. Ein Gurtband und zwei handliche Rund-
stäbe lösten das Problem.
Die zwei Rollen würden sofort umkippen, also müssen sie von oben her durch ein weiteres Brett gehalten werden. Die
nötige Dämpfung besorgt eine Schaumstoff-Platte: Und nun kann dieser Dobson im Gewächshaus fröhlich vor sich hin-
temperieren und bei Nacht auf die Terasse geschoben werden. Bei Regen, der urplötzlich wieder das Spechteln störte,
war die Rockerbox schnell mit einer Plane abgedeckt. Bei Gelegenheit streiche ich die Holzteile farblos an - mir gefällt
dieses naturbelassene Design. Glas und Holz vertragen sich blendend.
Nun hatte ich also an zwei Abenden ca. 1 Stunde Zeit, jenen Spiegel nochmals zu testen - am Himmel: Und ?
Das Seeing war dermaßen bescheiden, daß ich es nicht mit scharf definierten Sternpünkten zu tun hatte, etwa
bei den Epsilon Lyrae Sternen, sondern mit leicht verschmierten und einem Nadelkranz versehenen Scheib-
chen zu tun hatte. Trotzdem konnte man mit einem 20 Liniengitter, das entspricht etwa meinem 13 lp/mm in
Autokollimation, eine leichte Unterkorrektur erkennen. Auch bei hohen Vergrößerungen (1000-fach) ließ sich
auch ein leichter Astigmatismus diagnostizieren, allerdings abhängig von der Höhe. Bei der Prüfung am Polar
stern erschien die Sache perfekt, im Zenit war an einem schwachen Stern ein ganz leichter Astigmatismus
erkennbar bei Vergrößerungen von 500 - 1000-fach. Man muß also schon sehr genau hinsehen. Und wenn man
den vorher im Labor-Test nicht gesehen hat, wird man ihn am Himmel bei ca. 500-fache Vergrößerung kaum
wahrnehmen, die Strehl-Diskussion wäre also nur bei erstklassigem Seeing wirklich von Bedeutung. Bei
meinem nun wirklich einmalig gutem 320 mm f/5 Newton von ICS sagt mir bei der Saturn-Beobachtung
bereits das Seeing, ob ich den Deckel wieder schließe, oder mir den Planeten genußvoll anschaue. Jedenfalls
in der dritten Nacht betrachtete ich mir nach einem mittleren Prüfmaraton ganz genußvoll den Kugelstern-
haufen im Herkules, den Ringnebel in der Leier mit dem Zentralstern, die Epsilon Lyrae Sterne, die Doppelsterne
Albireo im Schwan und das sonstige Programm. Demnächst kriegt der Gitterrohrtubus einen Überzug.
Der nun bereits fertig genäht ist. Grübel, grübel, grübel....
Eine Milchkanne aus Plastik, erfreulicherweise 120 mm Innendurchmesser, muß als Fangspiegel-Schutz herhalten, nach-
dem die Familien-CocaCola Flasche untauglich war. Die senkrechten Verbindungs-Rohr 22 mm Durchmesser, 1.5 Wandung
gut für ZusatzTeile sind - hier einem Sucher.
Auch die Fahrbarkeit des Dobsons hat sich enorm erhöht. Unter die beiden vorderen Pads sind die ersten beiden Roll-
Rädchen verstaut.
Ein bißchen abgefedert wegen der Stöße meiner Platten.
Eine Möbel-Roller ziert den 3. Pad. Gottseidank braucht man den Dobson jetzt nur noch von der Werkstatt drinnen auf
die Terrasse nach draußen zu schieben. Einige Hindernisse wurden bei dieser Gelegenheit beseitigt. So kann man mal
schnell den Dobosn in Anschlag bringen und ihn wieder abbauen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Dobson-Teleskop