C049 ein Wald- und Wiesenspiegel
Dieser Hersteller hat seine Webseiten mittlerweile geändert:
http://www.opticalmechanics.com/tele.../20/index.html
http://www.opticalmechanics.com/tele...20/20-100.html
mit deutlichem Astigmatismus:
http://www.opticalmechanics.com/telescope_mirrors/testdata/20/20-20.html
01.Okt.2007 Ein Wald und Wiesen-Spiegel
Schon beeindruckend, wenn ein Hersteller seine Meßergebnisse fein säuberlich auf seinen Internet-Seiten
publiziert: Offenbar im Vertrauen darauf, daß die wenigsten seiner Kunden die Testbilder auch wirklich lesen
können. Dieser Hersteller war mir in Erinnerung geblieben wegen einer Diskussion um die Behandlung vom
spiegel-eigenen Astigmatismus, den man nicht mit dem Test-stand-Astigmatismus verwechseln darf, weil er
über die senkrechte Lagerung großer Spiegel eingeführt wird. Es sind auch einige meßtechnische Klimmzüge
nötig, um das eine vom anderen zu trennen. Siehe auch diesen Bericht:
http://www.astro-foren.de/showthread.php?p=33897#post33897
Der Dobson, den der Sternfreund anläßlich der Messe in Villingen-Schwenningen von einem Händler aus NRW kaufen
wollte, war bilderbuch schön. Mich hätte dieser Dobson auch gereizt. Nur als es um den Hauptspiegel ging, vereinbarte
der Sternfreund den Kauf nur unter der Bedingung, das der Hauptspiegel in Ordnung wäre. Und wie zur Bestätigung
der hohen Qualität, verwies der Sternfreund (mutmaßlich vom Händler informiert) auf jene stolze Internetveröffentli-
chung, wie man sie auf folgendem Bild sieht. (Habe vorsichtshalber die Erkennungsmerkmale getilgt)
Nicht umsonst scheint hier der Hersteller das Interferogramm abgedunkelt zu haben und auch das Ronchi-Gramm
ohne Angabe der Gitterkonstante macht einen fürstlichen Eindruck. Der Strehl läge bei stolzen 0.96, bei 550 nm wave
prüft eigentlich keiner, entweder bei 532 nm wave oder mit einem Interferenzfilter, wenn er den Bath-Interferometer
benutzt, und dann wäre er bei der e-Linie mit 546.1 nm wave. Aber selbst ein Doppelpaß Interferogramm darf diese
Verbiegung nicht haben, wie sie im synthetischen Interferogramm dargestellt wird. Das auf der Webseite veröffent-
lichte rechte Streifenbild kann man also so noch nicht auswerten.
Meine erste Tat war also, das Bild etwas aufzuhellen, damit man den Rand erkennt, und nun kam die ganze "Schönheit"
des Hauptspiegels über das Hersteller-Interferogramm zum Vorschein. Die Auswertung mit AtmosFringe war die Sache
von ein paar Minuten ...
und es entstand folgendes Ergebnis. Würde ich, wie der Hersteller auch, den Astigmatismus ganz abziehen, dann wäre
mein Strehlergebnis sogar bei 0.971, also sogar um einen Strehl-Punkt besser als vom Hersteller angegeben. Würde ich
hingegen den Astigmatismus als spiegeleigenen zulassen, dann verblieben gerade mal nur Strehl = 0.557, und das war
dem Sternfreund etwas zu wenig.
Nicht zu vergessen, es war also das Interferogramm des Herstellers selbst, das ich ausgewertet hatte, und
das zunächst als Qualitäts-Beweis herzuhalten hatte.
Nun begann erst einmal das übliche Spiel mit jenem Händler - eigentlich deren zwei, und bescherten dem Sternfreund
durch besonders "kundenfreundlichem" Anfangsverhalten erst einmal zwei schlaflose Nächte. Immerhin war ja schon ein
Teil des Kaufpreises angezahlt worden. (Der Fall wurde aber dann ein paar Tage später doch noch einvernehmlich gelöst.
Und das wäre die positive Nachricht.
Jedenfalls kriegte ich genau diesen Spiegel zum Nachmessen, und gewohnheitsmäßig untersuchten wir gemeinsam, der
Sternfreund und ich den gut sichtbaren Astigmatismus: Einmal über den Sterntest im Krümmungsmittelpunkt und der
üblichen Drehung um 90° clockwise und passend dazu auch die Interferogramme mit einem Interferometer. Beide
bestätigten den eindeutigen Sachverhalt.
Um also nicht irgendeinem Kollimationsspiegel oder Kompensations-Linse die Schuld geben zu müssen, wenn nach
der Ursache des vorhandenen Astigmatismus gesucht würde, wurde bewußt nur der Spiegel im Krümmungsmittelpunkt
(RoC) auf zwei Arten untersucht. Und zwar sowohl in der Grundposition Null und hernach in der Position ein, also
um 90° clockwise nach rechts gedreht. Im ersten Fall also der Sterntest extrafokal, bei dem besonders der Rand
auf Astigmatismus untersucht wird, und danach mit dem Interferometerauch, der ebenfalls den besonders wichtigen
Rand mit der größten opt. Fläche untersucht. Siehe jeweils die Testbilder. Die 3-D-Wellenfront-Darstellung zeigt den
sich mitdrehenden Astigmatismus in aller Schönheit. Zieht man diesen ab, dann bekommt man ähnlich hohe Strehl-
ergebnisse, wie der Hersteller auch - aber wirklich nur dann.
Je nach Lagerungs-Position schwankt der Strehl (+ Astigmatismus) zwischen 0.55 und 0.25), und in diesem
Bereich liegt er also, dieser Strehl-Killer Nr. 1. Am Himmel würde man das als ovales Sternscheibchen sehen.
Nun ging es aber auch um die Frage, wie glatt der Kandidat denn nun ist -
na ja, habe eigentlich schon bessere Spiegel gesehen, aber dieses Bild ergibt eine schöne Entsprechung zum obereren
Hersteller Interferogramm, wenn man auf eine der mittleren Streifen von unten draufschaut, dann sieht man gleichermaßen
die Zone außen und den etwas abfallenden Rand.
Auch das Ronchigramm entspricht dieser Situation (intrafokal 13 lp/mm) Die Störungen der dünnen Beugungslinien verraten
die beim Rauhheitstest sichtbare unruhige Fläche, oben. Was aber auch hier verwundert ist der Unterschied zum
Ronchigramm, wie es der Hersteller verwendet. Wieso sind denn dessen Streifen so schön gerade?
Statt 13 lp/mm als Gitterkonstante schob ich ein Gitter mit 5 lp/mm in den Lichtkegel. Und jetzt wird die Sache sehr
viel "kundenfreundlicher", oder besser "händlerfreundlicher", weil der argumentiert ja mit solchen Testbildern, wenn er
es nicht besser weiß. Und meine Streifen würden noch brillianter, hätte ich hier ein Gitter mit 2 Linienpaaren pro Milli-
meter. Auf diese Art lassen sich tatsächlich Wald- und Wiesen-Spiegel auf das Vornehmste darstellen.
Mit dem Hersteller hatten wir sofort eine Verständigung über email, der Händler zierte sich zwei Tage länger nach dem
Motto, vielleicht gibt der Kunde ja klein bei. Wo die Beweislage doch so eindeutig ist ! ! !
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Über diesen Hersteller stolpern offenbar immer wieder die Sternfreunde: http://forum.astronomie.de/phpapps/ubbthreads/ubbthreads.php/ubb/showflat/Number/438115#Post438115
Wo bei auch die Antworten auf diesen Beitrag für sich selbst sprechen: Der was wissen könnte, hält sich bedeckt, die
anderen schwafeln, eine fundierte Information wird man dort nicht finden.
Den dort zur Diskussion gestellten Spiegel habe ich mit meiner Software ausgewertet. Dabei glaubt James Mulherin
immer noch, man könne die IGramme so abdunkeln, daß man damit die Fehler verschleiern kann. Spätestens wenn
man die Bilder aufhellt, wird der Sachverhalt wieder klar. :laugh: Der Streitfall liegt im Abzug des Astigmatismus, der hier
an den ansteigenden Streifenabständen von Nord nach Süd erkennbar ist. Wäre er nur lagerungsbedingt, könnte man
so verfahren. Um diesen Nachweis drückt sich Meister James Mulherin jedoch herum.
Hier die Quelle: http://www.opticalmechanics.com/18-124-072305.htm