B003 Das zweite Pentax 75 SDHF von Thomas (Petzval-System)

Das zweite Pentax 75 SDHF von Thomas, den ersten Bericht findet man hier

http://www.astro-foren.de/showthread.php?t=9316
http://www.sternhimmel-ueber-ulm.de/
http://www.sternhimmel-ueber-ulm.de/nebel/foto.htm
http://www.astro-foren.de/showthread.php?t=9378

Erst bei 5° Bildwinkel oder 2.5° Achsabstand beginnt eine nennenswerte Vignettierung beim Pentax 785 SDHF,
mit dem die folgende Feldaufnahme in Orginalauflösung entstand. Bei ca. 44 mm Bilddurchmesser wäre dieses
Objektiv für einen großen Chip ausgelegt - die Canon EOS 300 D hätte da gerade mal 15.1 x 22.5 mm und damit
nur 27.3 mm Bilddiagonale. Jedenfalls erkennt man selbst in den Ecken nur nadel-feine Sternpunkte, die man
in Mikron umrechnen kann. Und weil es sich hier um eine Art Astro-Kamera handelt, sind Untersuchungen im
Feld durchaus interessant.

Besonders die Bildergalerie hier zeigt die wundervollen Ergebnisse, die mit genau diesem kleinen Halb-Apo erzielt worden
sind.

ic434.jpg

Um einen Eindruck zu bekommen, wie sich das optische System im Feld benimmt, sitzt es auf einem bis 3° von der Achse
verstellbaren Drehteller (also insgesamt 6° Bildwinkel), wobei möglichst im Mittelpunkt der Optike das Teleskop gedreht
wird. In diesem Fall lassen sich alle Tests durchführen und zeigt dabei das Maß der Vignettierung.

@Pentax75SDHS_TT01.jpg

Bis zu einem Bildwinkel von 5° entsteht keine nennenswerte Vignettierung, das wären also ca 44 mm Bilddiagonale, in die
ein derzeitiger Chip noch sehr gut hineinpaßt. Bei einem 9 mm orthoskopischen Okular, im doppelten Durchgang wären das
ca 110-fache Vergrößerung ist intra- wie extrafokal noch keine Auffälligkeit erkennbar. Nur bei einem 2 mm Nagler Zoom, was eine 500-fachen Vergrößerung entspräche, wird bei 6° Bildwinkel, also weit draußen ein Astigmatismus erkennbar, der
durch die Fokussierung ein kleines Kreuz wird. Coma ist im Randbereich nicht erkennbar, und damit bleiben die Sterne
nadelpunktförmig klein. Allerdings fällt auch hier das rote Spektrum deutlich "nach hinten" heraus, beim baugleichen
Pentax 75 SDHF um den Faktor 4. Ein Halb-APO also. Vermutlich wirkt sich auch hier die Vignettierung segensreich aus.

@Pentax75SDHS_TT02.jpg

Am Foucault-Bild erkennt man zwar das sekundäre Spektrum sehr gut, aber dieser Test zeigt zugleich die hohe Qualität
der Korrektur im Feld. Die im Foucault-Bild erkennbaren Restfehler dürften im L/20 PV-Bereich liegen. Bei der Feld-Fotogra-
fie jedenfalls spielen sie überhaupt keine Rolle, und auch visuell wird man davon nichts merken. Da fällt der Farblängs-
fehler etwas stärker ins Gewicht. Betrachtet man die Foucaultbilder, so könnte man die Vermutung haben, daß im Feld
das sekundäre Spektrum eine geringere Rolle spielt, als auf der Achse. Darüber muß ich mir noch Gewißheit verschaffen.

@Pentax75SDHS_TT03.jpg

Bestätigt wird der Sachverhalt ebenso durch den Ronchi-Test: 13 lp/mm intrafokal

@Pentax75SDHS_TT04.jpg

Und am genauesten über Interferogramme: Bis 6° Bildwinkel hat das System weder einen Öffnungsfehler, noch Koma.
Lediglich ab 2° Bildwinkel entsteht dieser schon über den Sterntest gezeigten Astigmatismus, der über die Fokussierung
weit weniger Unfrieden stiftet als eine ausgeprägte Koma.

@Pentax75SDHS_TT05.jpg

Weil ich selber sehr neugierig war, wie ein Teleskop aussieht, mit dem diese wunderbaren Aufnahmen entstanden sind, ist diese Untersuchung noch nicht abgeschlossen. Es folgt also noch die Farbsituation auf der Achse selbst - und im Feld.

Über den schon beschriebenen Drehteller wurde das Objektiv um 2° Drehwinkel aus der Achse gedreht. Oberes Bild zeigt
die Situation bei 532 nm wave jeweils bezogen auf den Drehwinkel außerhalb der Achse. Als signifikanter Fehler nimmt
jeweils nur der Astigmatismus zu, in Form ansteigender Streifenabstände. Da Blau grundsätzlich bei allen Refraktoren
überkorrigiert reagiert, muß dort auch noch ein Öffnungsfehler den Strehlwert reduzieren. Folgendes Bild zeigt die einfache
Lösung, zu einer variablen Bezugslinie innerhalb der Interferogramme zu kommen, wie man auf der übernächsten Zusammen-
stellung erkennt.



@Pentax75SDHS_TT07.jpg

Auf der Achse ist diese Optik vorbildlich, lediglich die Schnittweite von Rot mit dem 4-fachen Wert von Gelb-Grün reduziert
die Optik auf einen Halb-APO. Für die Fotografie eher unbedeutend, visuell jedoch deutlich erkennbar am Farbsaum intra-
fokal. Das Optimum liegt bei Gelb = 587.6 nm wave.
Bei 2° Bild-Winkelabstand von der Achse entsteht als Hauptfehler ein Astigmatismus, der über die Fokussierung jedoch weit
weniger Schaden anrichtet, wie Koma, die man sehr viel deutlicher sehen würde. Dadurch ist der Pentx 75 SDHF auch im
Feld eine hervorragende Optik. Der rechnerische Strehl-gesamt-Wert wird also über den Feld-Astigmatismus deutlich
reduziert. Zieht man den Astigmatismus jedoch ab, entstehen erneut die hohe Strehlwerte, wie auf der Achse. Bei Blau
wirkt sich noch die Überkorrektur innerhalb diesen Spektralbereiches aus. Gelb rückt auch hier an die Werte auf der Achse
heran.

Sehr viel interessanter ist jedoch die Bestätigung der Foucault-Messung, die vermuten läßt, daß im Feld der Schnitt-
weiten-Abstand geringer ausfällt als auf der Achse. Ein sehr interessanter Fall, der möglicherweise mit dem Farb-
querfehler zu tun hat.

@Pentax75SDHS_TT06.jpg

Jedenfalls haben wir es mit einer Optik zu tun, die diese wunderbaren Bilder einfängt:

http://www.sternhimmel-ueber-ulm.de/nebel/slides/m42-1_jpg_orig.htm
http://www.sternhimmel-ueber-ulm.de/nebel/slides/ic405_jpg_orig.htm
http://www.sternhimmel-ueber-ulm.de/nebel/slides/ic410_jpg_orig.htm

 

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