B084 100-1680 Objektiv vermutlich Zeiss AS

Das Firmen Logo fehlt, ebenso die optischen Daten, aber die äußere Erscheinung und das secundäre Spektrum
lassen vermuten, daß es sich hier nur um eine Quelle handeln kann, irgendein variiertes AS-Objektiv. Einziger
Schönheitsfehler wäre ein deutlich erkennbarer Astigmatismus, den ich herausgerechnet habe, damit das
Prinzipielle der Optik besser erkennbar ist. Bedingt durch das kleine Öffnungsverhältnis f/16.8 kommt eine be-
merkenswerte Farbreinheit heraus - die große Schärfentiefe von 0.3082 mm gilt als Maßstab - sodaß eine hohe
Indexzahl von 2.7981 entsteht. Damit liegt man besser als seinerzeit der Scopos #1, der mit Schärfentiefe =
0.0535 eine Indexzahl von 3.0178 zustandebrachte; allerdings mit einer Öffnung von f/7. Damit wird deutlich,
wie kritisch ein großes Öffnungsverhältnis für die Farbreinheit und den Gaußfehler wird.

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Das Objektiv in Messing-Fassung verrät ein bestimmtes Alter

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Die maximale Schnittweiten-Differenz zwischen Grün und Rot
Übrigens, lange bevor es die Bedenkenträger gemerkt haben, hier einige Informationen zur Meßuhr:
http://www.astro-foren.de/showthread.php?p=33135#post33135 und dem Meßverfahren:
http://www.astro-foren.de/showthread.php?t=7713

Farbe kommt immer dann ins Spiel, wenn in einem optischen System irgendeine Art von Linse eingebaut ist.
Das trifft auch für SC und Maksutov-Systeme zu und läßt sich meßtechnisch sehr gut darstellen.

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Und hier bei 840-facher Vergrößerung (was man ja nie macht) den Astigmatismus als Hauptfehler,
im doppelten Durchgang mit 4 mm Nagler Zoom.

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Auch bei 532 nm wave im Doppelpaß läßt sich der Astigmatismus nicht wegdiskutieren, wenngleich die Chance
zur Optimierung besteht.

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Wir hatten hier unlängst eine Diskussion, wie der Farblängsfehler und die damit verbundene Definition der
Apochromasie ermittelt werden kann. In Abhängigkeit von Airy-Scheibchen und Öffnungszahl ergibt sich die
Schärfentiefe als Maßstab für die Farbschnittweiten-Differenz zur Hauptfarbe Grün. Folgt man der Backschen
APO-Definition, dann fixiert man sich auf die Hauptfarbe Grün mit einem Strehl von mindestens 0.95 und
für die anderen Farben Blau und Rot eine Abweichung von nur L/4 PV. In dieser Definition steckt sowohl der
Gaußfehler wie die Farbschnittweiten-Differenz drin, ist aber nicht stufenlos skalierbar.
Die andere Definition orientiert die Streifen in der 0.707 Zone an einem Lineal wegen der Abstandseinstellung,
und mißt fortlaufend bei der kürzesten Schnittweite beginnend das Spektrum durch jeweils unter Austausch
des Interferenzfilters im parallelen Strahlengang. Die folgende Übersicht zeigt beide hier beschriebene
Lösungen. Wobei beim oberen Fall die Power aktiviert wurde, weil sie sonst vom Programm herausgerechnet
wird. Genau dieser Faktor ist es ja, der sich deutlich ändert. Weil bei der zweiten Zeile die Power deaktiviert
wurde, ergibt sich für alle Wellenlängen ein hoher Wert, weil zusätzlich der größte Fehler (Astigmatismus)
eliminiert wurde.

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Ein paar Feinheiten am Rande: Ein Peak in der Mitte, eine Zone am Rand mit abfallender Kante, bei Ronchi gut
erkennbar und schließlich im Sterntest die Drehung des Ovals um 90° Grad, was oben beim künstlichen Stern-
himmel in Form von "Kreuzen" zu sehen ist. Würde man sich um den Astigmatismus kümmern, käme ein sehr
ordentliches Objektiv heraus, allerdings mit ganz kleiner Öffnung, am Mond und Planeten sicher die richtige Wahl.

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Hallo Jens,

die Reflex-Bilder weisen aber das Objektiv eher als Zweilinser mit einer großen Luftlinse aus. Zwischen den beiden Linsen
ist allerdings ein dicker Distanzring in der Gegend von 5-6 mm, und dieser wiederum wird mit 3 Abstands-Plättchen zu den
Linsen gehalten. Damit hat man eindeutige Druckpunkte, die man dann justieren kann. (Abstandsringe habe ich hier schon
mit 0.1 mm Dicken-Differenz erlebt, die man dann erst noch abdrehen mußte. Das waren dann aber echte Dreilinser. Ein
Dreilinser müßte eine andere Farbreinheit an den Tag legen und die Entwicklung könnte damals noch nicht so perfekt
gewesen sein.

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