B066 Zeiss C Objektiv Telementor verkittet BK7-SF2 PolyStrehl Diskussion mit Gerd

Anmerkung:

Bezogen auf usere Augen, die bei ca. 550 nm wave (e-Linie = 546.1 nm wave) bei Tagsehen am empfindlichsten sind,
gehe ich von einer Hauptfarbe = e-Linie aus, auf die sich u.a. der Farblängsfehler/Farbreinheit bezieht und der Gauß-
Fehler. Während nun über opt. Design-Programme ein Poly-Strehl dargestellt werden kann, ist es aus dem Blickwinkel
der Meßtechnik nahezu unmöglich, bei einem aktuellen Refraktor-System einen solchen PolyStrehl darzustellen. 
Wird ein Refraktor zertifiziert, so findet man nie eine Angabe über einen Polystrehl. Welche Information soll man denn
aus einem PolyStrehl ziehen bei höchst unterschiedlicher Verwendung eines Refraktors.

Schnittweiten-Differenz aus Power - differenzierter betrachtet !

Power.jpg

Bei der Ermittlung des Farblängsfehlers bei einem Refraktor fokussiert man auf die Hauptfarbe Grün (546.1 nm wave) und
ermittelt mit einer digitalen 0.001 Meßuhr die Schnittweiten-Differenz zu den Extremwerten des sichtbaren Spektrums, also zur
F-Linie (486.1 nm wave) und zur C-Linie (656.3 nm wave). Diese Differenz-Messung muß in der 0.707 Zone des Interfero-
grammes erfolgen, weil dort der größte Flächen-Anteil zu finden ist, also der Teil der Fläche, der am meisten zur Punkt-
Abbildung beiträgt. Optik-Designer optimieren das sekundäre Spektrum genau in dem Bereich dieser Zone. Würde man über den
Zernike Koeffizient #3, wie es Kurt vorschlägt, also über die Power eine Schnittweiten-Differenz durchführen, dann bliebe diese
0.707-Zonen-Regel unberücksichtigt, weil sich die Power auf den 100% Durchmesser bezieht, was zu falschen Ergebnissen führt.
Die unteren ZEMAX-Diagramme zeigen, daß man abhängig von der Zone und zugleich abhängig von der Größe des Gaußfehlers
bzw. der Korrektur-Situation dann zu höchst unterschiedlichen Ergebnissen in den Farbschnittweiten kommen würde. Meßtech-
nisch hat man regelmäßig damit zu tun, wenn ein Gaußfehler im Spiel ist, wie man das stärker bei Achromaten beobachten kann.
Dann fallen die Power-zu-Schnittweiten-Ergebnisse besonders signifikant auseinander. In der Natur der Power liegt es auch, daß
das Interferogramm einen klar definierten Rand haben muß, weil bei der Berechnung der Power dem richtigen Umkreis besondere
Bedeutung zukommt. Da hat einer, wie so oft, zu früh "Heureka" geschrien.

Die Umrechnung der Power in Schnittweiten-Differenz geht recht einfach über die Formel für Pfeilhöhe der Parabel:
z(Pfeilhöhe) = h^2/2/r ; h = halber Durchmesser, r = doppelter Fokus. Der Nachteil dieser Formel, man rechnet
(wie bei der Ermittlung der Power auch) über den vollen Durchmesser 100%, aber nicht in der 70.7% Zone mit dem
größten FlächenAnteil, was zu falschen Ergebnissen führt.

Power (Der Zernike Zoo) ist die Abweichung der Fläche von der Planität bezogen auf den ganzen Durchmesser der Öffnung. Sie
ist eine Relativ-Zahl, die im Verhältnis zur Wellenlänge, dem jeweiligen Streifen-Abstand und dem Scale dargestellt wird. Sie läßt
die Gewichtung des größten Flächen-Anteils in der Zone SQR(0.5) = 0.707106 bei der Ermittlung des Farblängsfehler unberück-
sichtigt, weil der Farblängsfehler sich auf die 0.707 bis 0.8 Zone - also mit dem größten Flächen-Anteil - bezieht. In diese Zone
kommt man meßtechnisch, wenn man beim mittleren Streifen auf Rand-Mitte-Rand einstellt über eine Hilflinie, die durch die Mitte
geht. Den Farblängsfehler über die Power ermitteln zu wollen, führt also zu falschen Ergebnissen.
Systemvergleich + meßtechnische Darstellung: Doublet ED APO vs. Triplet APO:

@APOVergl01.jpg

@APOVergl02.jpg

@APOVergl03.jpg

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Zonenmessung mit dem Bath-Interferometer

Mit dem Bath-Interferometer lassen sich bei Kegelschnittflächen (Ellipsoid, Paraboloid, Hyperboloid) im Krümmungs-
mittelpunkt die Schnittweiten der einzelnen Zonen gut vermessen. Man müßte das Interferometer in der 0.707 Zone,
also in der Mitte der Kreisfläche auf Null eichen, dann die halbe Pfeilhöhe z = h^2/2/r zur Mitte verschieben für den
Radius im Zentrum der Fläche und von dort um die Pfeilhöhe wieder zurück, dann wäre man exakt in der Randzone.
Für alle Zonen gilt: dort müssen die mittleren Streifen streng parallel zur einer horizontalen Linien sein.

A) Situation bei einer Sphäre = Kugelspiegel

Ein Kreis hat im Krümmungsmittelpunkt gleichen Abstand zu allen Zonen, was der Definition des Kreises bzw. der Kugel entspricht.
Das ist der Grund, weshalb die Streifen des mittleren Bildes streng parallel und gerade sind. Diese Optik wäre perfekt, was man
von einem Kugelspiegel im Krümmungsmittelpunkt in der Regel erwartet. Variiert man bei gleichem Radius diesen Krümmungs-
mittelpunkt wie angegeben, erhält man die Abweichung der Streifen nach oben oder unten, was in der Zernike Systematik dem
Koeffizient #3 entspricht. Deren Abweichung nennt man Power und sie bezieht sich immer auf den vollen Durchmesser der Fläche.

MitBI_messen01.jpg

B) Situation bei einer Parabel = Parabol- oder NewtonSpiegel (Rotations-Paraboloid)

Aus einer Sphäre wird durch Retouche eine Parabel, also ein stark überkorrigierter Kugelspiegel. Die Retouche läßt sich auf viele
Arten durchführen: a) man vertieft die Mitte (Parabolisierung), b) man ver-"flacht" den Rand, c) man poliert Mitte und Rand.
bei a) bleibt der Radius der Sphäre im Randbereich erhalten, der Radius in der Mitte wird kleiner
bei b) bleibt der Radius der Sphäre in der Mitte erhalten, der Radius am Rand wird größer
bei c) bleibt der Radius der 0.707 Zone erhalten, Mitten-Radius wird kleiner, der Rand-Radius wird länger
Aus vielen Gründen entscheidet man sich gewöhnlich für Variante a)

Je nachdem in welche Zone einer Parabel man den Interferometer positioniert, bekommt man ein Interferogramm, das immer dort
parallele Streifen zur Horizontalen mittleren Linie hat, in welcher Zone man gerade ist. Beim linken Bild wäre man in der Position
des Radius auf der Achse, beim mittleren Bild hätte man auf den Radius des Randes eingestellt, und beim rechten Bild wäre man
exakt in der halben-Flächen-Zone, also SQR(0.5) = 0.707 vom jeweiligen Durchmesser. Diese Zone läßt sich dadurch leicht finden,
weil die mittlere Interferenz-Kurve nur die Rand-Mitte-Rand-Bedingung erfüllen muß: Liegt also die mittlere Interferenz-Kurve mit
den beiden Endpunkten und der Mitte auf einer waagrechten Linie, dann ist man exakt in der 0.707 Zone, die die innere Kreis-
fläche von der äußeren Kreisfläche halbiert. Dort ist also der Bereich mit anteilig der größten Fläche, weshalb man dieser Zone
u.a. beim Farblängsfehler und anderen optischen Fehler die größte Aufmerksamkeit schenkt. Wer also diesen Sachverhalt
ignoriert, der hat die ganzen Diagramme, die sich mit den sekundären Spektrum befassen, prinzipiell nicht verstanden.

MitBI_messen02.jpg

Prinzipiell lassen sich also die Zonen eines Parabol-Spiegels mit einem Interferometer mit hoher Genauigkeit vermessen. Einfacher
ist es aber, das rechte Bild-Beispiel vorher vom Auswert-Programm selbst durchführen zu lassen. Erforderlich ist aber die
Prüfwellenlänge, der exakte Durchmesser und der exakte Radius auf dere Achse. In unserem Beispiel wären das:
D = 250 mm, R = -2000 mm, (Fokus = 1000 mm) und Wave = 550 nm. Daraus ermitteln in der Regel die ZYGO-Interferometer
u.a. die quantitativen Werte von konischen Flächen, die man gleichermaßen über Kompensations-Setups bestimmen kann. Unter
Eingabe meiner Werte ergibt die Auswertung des Interferogrammes einen perfekten f/4 Parabolsspiegel in RoC.

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Einfach oder umständlich (weil man keine 0.001 Meßuhr hat)

@Telementor03.jpg nähere Beschreibung weiter unten !

Über mangelndes Interesse einiger "Optik-Sachverständiger" brauche ich mich offenbar nicht zu sorgen, die sehr
akribisch meine Beiträge hier verfolgen, um mich dann ca. 3 Jahre später mit ihren "Erkenntnissen" in einer relativ
unfreundlichen Weise zu kontaktieren. Unabhängig vom emotionalen Anteil solcher Attacken also ein Anlaß, sich am
Beispiel des Zeiss Telementor 63/840 ein weiteres Mal mit dem Vorschlag auseinanderzusetzen, über die Power
auf einfachere, schnellere oder vielleicht richtigere Weise die Schnittweiten-Differenz-Messung zu erzielen.

Dazu ein paar Bemerkungen, wie das bei mir abläuft:
Wenn der/das Interferometer eingerichtet ist, also der Referenz-Punkt mittig erkennbar ist, und über diesen Punkt die
Referenz-Linie mittig durch den Strahlengang führt als Bezugslinie für die grüne Null-Linie, dann splitten sich die beiden
Verfahren:

A) Vermessung mit Digital-Meßuhr
....der mittlere grüne Interferenzstreifen wird parallel zu einer mittigen Bezugslinie eingestellt, siehe erstes Bild
....die Digital-Meßuhr (0.001) wird auf Null gestellt
....der grüne gegen den roten Interferenzfilter im parallelen Strahlgang ausgetauscht
....die Mikrometerschraube solange im Uhrzeigersinn gedreht, bis der rote Interferenzstreifen "parallel" zur Referenz-Linie steht
....dieser Vorgang wird 5 Mal wiederholt und anschließend gemittelt
Je weniger ein Gaußfehler oder ein abfallender Rand im Spiel ist, umso genauer werden die Ergebnisse!

B) Ermittlung über die Power ->Serien-Auswertung von Interferogrammen
....Auf Grün fokussiert wird Grün gegen Rot getauscht
....mehrere Aufnahmen möglichst zur Bezugslinie symetrisch
....Ermittlung der Power (Zernike #3)
....Zurückrechnung der Power auf Schnittweiten-Differenz zu Grün mit Pfeilhöhen-Formel
Unsicherheits-Faktor: Umkreis des IGrammes, übliche Ergebnisschwankungen, sehr viel zeitaufwändiger

Man hat also, abhängig vom aktuellen Interferogramm bei Grün bereits das Problem, daß Grün leicht überkorrigiert ist kombiniert
mit einer querliegenden Koma, was zu dieser "M"-formigen Verformung des eigentlich geraden Streifen führt. Da man immer von
der 0.707 Zone ausgehen muß, fällt die exakte Orientierung zur Referenzlinie etwas schwerer. Würde man die Koma senkrecht
positionieren, hätte man es nur noch mit der Überkorrektur zu tun, was bedeutet, daß Rand-Mitte-Rand auf dieser Linie liegen
müssen - von Schwankungen über Luftschlieren nicht gesprochen, was beim anderen Verfahren aber auch zu beobachten ist.
Auf der Basis des gleichen IGrammes sind die Angaben in weißer die gemessenen/gemittelten Differenzwerte, in hellblauer
Schrift der über die Power ermittelte Differenzwert. Auf dieser Basis ändert sich der RC_Indexwert auf der 3. Stelle nach dem
Komma, also marginal.

@Telementor01.jpg

Nun kann man als Verfechter der "Power"-Vermessung eine IGramm-Serie auswerten, wobei in diesem Fall Igramm #1 identisch ist
mit IGramm #6. Auch hier erhält man - nach einer zeitraubenden Prozedur - unterschiedliche Power-Werte, die man auf die
Schnittweiten-Differenz umrechnen kann, wobei auch hier die zu erwartenden Schwankungen auftreten. Verblüffenderweise
entstehen die aber bereits Differenzen über die Positionierung des Umkreises, wie man an Beispiel #1 im Vergleich zu #6
erkennen kann, obwohl meine Interferogramme doch eigentlich randscharf sind. Das Endergebnis wird also weder genauer
noch sicherer, aber sehr viel zeitaufwändiger.

@Telementor02.jpg

Der Zeiss-Telementor mit einer Öffnung von f/13.33 wäre so farbrein, wie viele der heutigen ED-Objektive - ein Umstand, der über
das geringe Öffnungsverhältnis begünstigt wird. Als sog. Schulteleskop fand dieses kleine leistungsfähige Teleskop hohe Ver-
breitung. Dieses Exemplar hat Gaußfehler-bedingt sein Optimum bei Gelb = 587.6 nm wave mit 0.911. Dort mindert die Überkorrek-
tur den Strehl um 1%-Punkt. Der vorhandene Rest-Astigmatismus beläuft sich hingegen auf 7.7%-Strehlpunkte, die Zentrierung
hingegen ist perfekt. Da es sich beim Telementor aus BK7 und SF2 um ein Kittglied handelt, wird man gegen den Rest-Astigma-
tismus keine Chance haben, er ist gewissermaß eingebaut. Die max. sinnvolle Vergrößerung wird auf dieser Seite mit 140x genannt
bei einer dort genannten theoretischen Auflösung von 1.825 arcsec. Nach der Formel = 1.22*0,000550*206265/63 wären das
aber nur 2.163 arcsec. Im übrigen stimmt die von mir ermittelte RC_Indexzahl von 2.3409 recht gut mit der in der
folgenden Tabelle von 2.4 überein.

@pud4.jpg

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Freunde,

egal wie esoterisch sich eine Diskussion von oben her einsenkt, geht es in erster Annäherung um die tägliche Bewertung von intensiv beworbenen Refraktoren, also um nachvollziehbare Unterscheidungs-Kriterien für den optisch unbedarften Kunden, der ja zunächst, von Begierde getrieben, den Umsatz jedweder Produkte kräftig steigern hilft, bis er den Schaden bemerkt - es sind ja nur 5.000.- Euro in manchen Fällen.

Mag die Fachdiskussion noch so interessant, erhellend usw. sein, wem dient sie eigentlich - etwa dem Sternfreund bei seiner Entscheidungsfindung?

Im Angebot habt Ihr viel Fach-Chinesisch und ich glaube nicht, daß besonders viele sich in die Thematik einlesen wollen.

Seis drum!

Vor 3-4 Jahren hat sich ein Herr KaStern über die Zit. "ApoSchwemme" beklagt. Nur das war es dann schon. Jeder von Euch hätte seit dieser Zeit ein nachvollziehbares Verfahren entwickeln können, auch der liebe Kurt, der erst 3 Jahre später auf die Idee kam, auch mal die Möglichkeiten des Weißlicht-Interferometers auszuloten. Pfiffigerweise aber nicht mit den standardisierten Spektren, weil sie in der Literatur so vorkommen . . .

Egal - die Diskussion versteigt sich in den Nebel der wellenoptischen Betrachtung, weil man dort der Pflicht enthoben ist mit eigenen Entwicklungen der Sache auf den Grund zu gehen.

Manche sehen ja wirklich den Wald vor lauter Bäume nicht !

Ich würde mir mal Beiträge wünschen, die in der praktischen Anwendung zu einem echten Fortschritt führen, der Lösungsweg von Kurt ist es jedenfalls nicht - er ist mindestens ebenso unscharf in Eurem Sinne, nur eben an anderer Stelle. Dazu müßte man aber dann etwas sorgfältiger hinschauen . . .

Eine echte Weiterentwicklung z.B. wäre einen Algorhytmus zu entwickeln, der neben dem Farblängsfehler auch noch den Gaußfehler mit einbezieht und der vor allem meßtechnisch zu realisieren ist.

Übrigens bezieht sich der polychromatische Strehl auf das gesamte sichtbare Spektrum und würde man sich meßtechnisch darauf kaprizieren, dann könnte ich mir Chor aller Wohlmeinenden heute schon vorstellen.

Überlegt Euch einfach mal, wie man mit einfachen Mitteln den Unterschied von Refraktoren hinsichtlich der Farb-Qualität quantitativ !!! darstellen kann. (Kommt mir nicht mit dem polychromatischen Strehl) Dann steige ich wieder ein in diese Diskussion.

Diese Übersicht dürfte mindestens 30 Jahre alt sein und fußt auf der Berechnung einer RC_Indexzahl über die Teildispersion.
Da sehr viele Zeiss-Objektive aufgeführt sind, ist die Quelle eigentlich naheliegend. Wie kommt es, daß die damals ebenfalls auf die Idee kamen, das sekundäre Spektrum über eine Index-Zahl ausdrücken zu wollen ?

@pud4.jpg

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Hallo Wolfgang,

bitte verstehe meine Beiträge nicht als Angriff, mir geht es rein um die Sache und ein Besseres Verfahren zur Messtechnischen Beurteilung des Farbfehlers.
Selbstverständlich ist der RC Wert besser als garnichts und wie ich schon in meinem ersten Beitrag dargelegt habe für langsame Öffnungsverhältnisse und Glaskombinationen mit geringem Gaußfehler durchaus in Ordnung.

Quote:

Eine echte Weiterentwicklung z.B. wäre einen Algorhytmus zu entwickeln, der neben dem Farblängsfehler auch noch den Gaußfehler mit einbezieht und der vor allem meßtechnisch zu realisieren ist.

Aber genau das ist doch schon längst geschehen.
Die den Gesamtfarbfehler wiedergebende Größe ist der Strehl für jede Wellenlänge bei festem Fokus auf Grün.
Allein die Angabe dieser Strehlwerte und vielleicht die Veranschaulichung in einem Diagramm ist bereits ein enormer Fortschritt.
Um wie bei dem RC Wert eine Konkrete Zahl zu erhalten ist ein gewichtetes Mittel dieser Strehlwerte zu bilden.

Der Algorhytmus lautet wie folgt

Polystrehl = Summe (Strehl x Gewichtung) / Summe Gewichtungen

Für die Gewichtungsfaktoren für visuelle Zwecke sollte die photopische Helligkeitsempfindlichkeit des Menschlichen Auges verwendet werden.
Diese findest Du zb. hier.
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Vlambdaps.png&filetimestamp=20040927192500
Soweit zur reinen Berechnung.

Ein ganz wesentlicher Faktor um einen möglichst genauen Wert zu erhalten ist eine gleichmäßige Verteilung der Wellenlängen, dann komm man auch mit wenigen Werten bereits zu einem guten Ergebnis.

Du hast ja bereits schon hier mit den Polystrehl gearbeitet.
http://www.astro-foren.de/showthread.php?t=10374
und dort schreibst Du.

Quote:

Als gegenüber bisherigen Verfahren überlegenes Bewertungsinstrument hat sich bei der obigen Diskussion
der polychromatische Strehlwert ergeben. Messtechnisch müsste man hierfür Interferogramme von sehr
vielen (ab etwa 7 oder besser noch mehr) Wellenlängen auswerten und wellenoptisch überlagern, was aber
zur Zeit die Möglichkeiten des Amateurs übersteigt.

Die Sache ist mit dem von mir oben genanntem Algorhytmus wesentlich einfacher und ohne Überlagerrung zu bewerkstelligen.
Eine Überlagerrung würde außerdem keine Möglichkeit einer Gewichtung bieten.

Zur Anzahl und Verteilung der zu messenden Wellenlängen und der Genauigkeit des sich daraus ergebenden Polystrehls habe ich umfangreiche Simulationen mit OSLO gemacht.
Rausgekommen ist eine Tabelle die Du in folgender Diskussion findest.
http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=84708&whichpage=8
Dort habe ich das gewichtete Mittel von 3 bzw. 5 zu vermessenden Wellenlängen mit den Polystrehlangaben von OSLO bzw. Takahashi verglichen, diese beruhen auf 11 Werten von 422nm bis 677nm.
Es zeigt sich das spätestens bei 5 vermessenen Wellenlängen das Ergebnis vom top APO (TSA-102) bis zum echten FH (80/1200) lediglich um maximal 0,015 von den Werten aus OSLO bzw. von Takahashi abgewichen sind.
Im Bereich der HAs und Voll APOs beträgt die Abweichung sogar nur max.0,0072!!
Das ist weit exakter als der Strehl überhaupt messtechnisch zu erfassen ist.
Es wäre also völlig ausreichend die 5 dort von mir vorgeschlagenen Wellenlängen zu vermessen und das nach obigem Algorhytmus gebildete gew. Mittel der Messwerte auszuweisen.
Lediglich bei den Farbwerfern kommt es zu größeren Abweichungen und das gew. Mittel aus 5 Punkten wird ungenau.
Das lässt sich aber anhand der gemessenen Strehlwerte sehr gut abschätzen.

Noch etwas grundsätzliches zur Berechnung des Polychromatischen Strehles in Optik Programmen wie ZEMAX oder OSLO.
Diese bilden dafür auch nur so ein gew. Mittel, das zeigen die Ergebnisse die ich nach den von mir vorgeschlagenen Algorhytmus ermittelt habe beim Vergleich mit den Polystrehlangaben von OSLO oder Takahashi deutlich.
Es ist auch ein Trugschluss zu glauben diese Programme arbeiten im Hintergrund mit Hunderten oder gar Tausenden Wellenlängen.
ZEMAX konnte in der Alten Version maximal mit 12 und kann jetzt in der Aktuellen Version mit bis zu 24 Wellenlängen gleichzeitig arbeiten.
OSLO kann mit bis zu 25 Wellenlängen arbeiten.

Es werden auch für die Berechnung des Polystrehles und auch der polychromatischen MTF immer nur die Wellenlängen und Gewichtungen genutzt die auch eingegeben bzw. aktiviert wurden!

Du Zeigst hier Screenshots von ZEMAX dort sind 7 Wellenlängen von 480nm bis 656nm aktiviert.
Der dort von ZEMAX ausgewiesene Polystrehl basiert genau auf diesen 7 Wellenlängen und dem Gewichteten Mittel daraus.
Da wird nicht im Hintergrund noch irgendwie mit zig Wellenlängen gezaubert!

Grüße Gerd

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Hallo Gerd,

mangelnde Geduld kann man Dir nicht unterstellen - mir übrigens auch nicht !

Bei der Ermittlung des polychromatischen Strehls wären wir prinzipiell in der Nähe der Backschen APO-Definition: Bei der auf die Hauptfarbe Grün fokussiert an den Enden des sichtbaren Spektrums, sagen wir bei der F-Linie und der C-Linie die Abweichung der Streifen untersucht wird, die sich zusammensetzen aus dem Fokus-Shift und dem überlagerten Gaußfehler. Hier muß die Power unbedingt aktiviert werden. Bis zu einer RC_Indexzahl von ca. 1.0 für Vergleichszwecke noch nicht so aussagekräftig, weil dort nach meiner Erfahrung der Farblängsfehler vor dem Gaußfehler dominiert, außer bei manchen ED-Apos als Zwei-Linser wie Equinox, EvoStar etc. Dieser Situation hatten wir ja eigene Beiträge gewidmet, besonders der 2. Link.
1. Link: Welche Öffnung gilt? Blenden im Tubus reduzieren die Apertur.
2. Link: Systemvergleich + meßtechnische Darstellung: Doublet ED APO vs. Triplet APO:


Damit wäre die ursprüngliche RC_Indexzahl aufgeteilt in den Bereich, der vom Farblängsfehler dominiert wird, also ab dem Halb-APO bis hin zum einfachen FH-Achromaten und in den engeren APO- bis "Super"-APO-Bereich, innerhalb dessen die Größe des Gaußfehlers zum Qualitäts-Kriterium gerät. (???) Für einen Außenstehenden nicht leicht nachzuvollziehen. Auch haben wir bisher im Bereich ausgestellter Zertifikate was Refraktor-Systeme betrifft 1993 bei zwei Zeiss APQ (zweites Beispiel) die Messung bei 632.8 nm wave, also ein f/6.4 und ein f/10 System, also gerade mal vor 16 Jahren. Vor allem nicht in der Hauptwellenlänge gemessen (e-Linie = 546.1 nm wave) was prinzipiell bedeutet, daß sich bei 632,8 nm die Ergebnisse wegen der Unterkorrektur für gewöhnlich verschlechtern, wenn man das nicht gerade umrechnet, was offenbar im Certifikat nicht zu erkennen ist, ebensowenig, ob eine Optimierung auf das rote Spektrum erwünscht ist. (Dem ersten Zeiss-Zertifikat sieht man die Unterkorrektur an, also dürfte es bei Grün noch besser sein.)

Wenn also 1993 bei Zeiss für die an sich hochwertigen APQs (deren RC_Indexzahl nach meiner Erfahrung in der Gegend von 0.2 -0.5 liegen, mal mit Glasweg, mal ohne Glasweg) und sicher zu den "schnellen" APOs gezählt werden müssen mit f/6.4 so deutlich verstoßen wird gegen unseren Versuch, über einen polychromatischen Strehl zu einer schärferen Qualitäts-Unterscheidung zu kommen, sollten wir zu mindest nachdenklich werden: Spielt denn in diesem Fall der Gaußfehler/Polychromatischer Strehl wirklich eine so bedeutende Rolle?

Durchaus sinnvoll ist die Betrachtung bei der Unterscheidung von APO-Doublets zu -Triplets, wie man hier in einem Beitrag sieht:
http://www.astro-foren.de/showthread.php?p=39438#post39438
Aber da reicht eigentlich der Hinweis, daß sich ein Doublet-APO hinsichtlich des Gaußfehlers anders verhalten muß als ein Triplet. Aber auch da muß man sorgfältig unterscheiden zwischen der Diskussion eines Optik-Designers - auf dieser Ebene bewegen wir uns im Augenblick - und der Wahrnehmung bei der Beobachtung am Himmel, bzw. was der Benutzer der Optik überhaupt sieht. Ich erlebe da häufig große Überraschungen, wie wenig ein durchschnittlicher Benutzer überhaupt bemerkt.

Für mich gehört die Diskussion um den Gaußfehler und damit polychromatischen Strehl in den engeren APO-Bereich, wenn man entweder a) Zwei-Linser von Drei-Linsern unterscheiden will, oder wenn man b) hochwertige APOs voneinander unterscheiden will.

Aber glaube nur nicht, daß dann die Aussagen klarer und übersichtlicher werden. Dann verschiebt sich womöglich die Diskussion um die Frage, wie man die Farbschnittweiten der jeweiligen Spektralfarben legt, ob also das kürzere Spektrum vor oder hinter Grün liegen soll und zu welchen sichtbaren Ergebnissen das dann führt. Da hat Takahashi offenbar eine andere Philosophie als Zeiss.

So interessant für uns diese Diskussion auch sein mag, schon weil mir genau diese Fragen bei meinen Messungen jeweils auffallen, letztlich möchte der weniger versierte Leser eigentlich nur wissen, wo er das, was er kauft, ungefähr einzuordnen hat. Und die Zeiss APQ-Zertifikate von 1993 hatten an der Stelle nicht soviel "Scheuklappen" wie wir.

. . . und das in einer Zeit, wo die gewinnträchtigen China-APOs containerweise in Old Germany anlanden und damit das APQ-Geschäft vermutlich Geschichte ist: Geiz ist geil !

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Hallo Wolfgang,

der Artikel von Thomas Back ist ja sehr interessant den kannte ich noch nicht Danke.

Auch von mir mal ein Versuch einer Unterteilung, dieser beruht rein aus dem Vergleich mit verschiedenen Referenzoptiken.
Ein echter FH wie der 80/1200 erreicht einen Polystrehl von 0,845 ich würde deshalb sagen das alles was über diesen Wert bzw. um es rund zu machen 0,85 liegt hat einen reduzierten Farbfehler in kann deshalb als HA bezeichnet werden.
Es bleibt nun noch die Frage wo die Grenze zum voll APO zu ziehen ist.
Die mir bekannten Polystrehlwerte von APOs aus renommiertem Hause liegen alle über 0,95 deshalb sehe ich da so den Punkt wo ein HA zum voll APO wird.

Der Takahashi FS-102 würde mit einem Polystrehl von 0,947 so an dieser Grenze liegen dich ich jetzt nicht so scharf nach dem Motto 0,9499 ist HA und 0,95 dann voll APO ziehen würde sonder es ist ein fließender Übergang.
Ob man den FS-102 bereits zu den voll APOs oder eher zu den HAs zählen möchte ist da eher Geschmackssache.

Generell sehe ich den Vergleich mit verschiedenen Referenzoptiken als aussagekräftiger als die Einordnung in diese APO Klassen die doch gerade für den nicht so in der theoretischen Optik bewanderten potentiellen Käufer sehr abstrakt ist.

Man könnte also durchaus auch völlig auf so eine ohnehin immer umstrittene Klassifizierung verzichten und stattdessen lediglich die Polystrehlwerte einiger bekannter Referenzoptiken neben dem gemessenen Wert beifügen und jeder wüsste auch ohne eine Klassifizierung wie die vermessene Optik im Verhältnis einzuordnen ist.

Dem Käufer interessiert doch in erster Linie ist jetzt die zur Wahl stehende Optik A besser als eine Optik B und wie verhalten sich Beide zur Referenz C .
Diese Frage kann der Polystrehl auch ohne eine Klassifizierung sehr gut beantworten.
Dein mittlerweile ja außerordentlich umfangreicher Fundus an diversen Tests der unterschiedlichsten Refraktoren hätte wenn da ein Polystrehl angegeben wäre eine hervorragende Vergleichsmöglichkeit ergeben die eine Klassifizierung überflüssig machen würde.

Quote:

Bis zu einer RC_Indexzahl von ca. 1.0 für Vergleichszwecke noch nicht so aussagekräftig,

Der Polystrehl ist auch bei RC Werten über 1,0 mindestens so aussagefähig wie dieser und es wird sichergestellt das auch die Ausnahmefälle mit deutlichem Gaußfehler objektiv bewertet werden.

Quote:

weil dort nach meiner Erfahrung der Farblängsfehler vor dem Gaußfehler dominiert, außer bei manchen ED-Apos als Zwei-Linser wie Equinox, EvoStar etc.

Das dürfe in der Tat gerade bei langsameren Öffnungsverhältnissen meistens der Fall sein aber es gibt wie Du ja selbst schreibst Ausnahmen und Heutzutage eben auch sehr schnelle Öffnungsverhältnisse wo besonders beim Duplet die Situation auch anders sein kann.
Das Triplet hat ja bei gleichen Gläsern dadurch das die Brechkräfte auf 3 Linsen verteilt werden können generell einen kleineren Gaußfehler als das Duplet aber auch beim Triplet kann der Gaußfehler dominant werden.
Das hat Hans-Jürgen mit Seinem Triplet 120 f/5 ser deutlich gezeigt.
Ich habe die Daten in einem Diagramm dargestellt, diese findest Du hier.
http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=91124&whichpage=2
Dort sind auch Sphärochromasie Diagramme vom FH bis zu dem besagten Triplet welche die Unterschiedlichen Möglichkeiten wiedergeben.

Quote:

Wenn also 1993 bei Zeiss für die an sich hochwertigen APQs (deren RC_Indexzahl nach meiner Erfahrung in der Gegend von 0.2 -0.5 liegen, mal mit Glasweg, mal ohne Glasweg) und sicher zu den "schnellen" APOs gezählt werden müssen mit f/6.4 so deutlich verstoßen wird gegen unseren Versuch, über einen polychromatischen Strehl zu einer schärferen Qualitäts-Unterscheidung zu kommen, sollten wir zu mindest nachdenklich werden: Spielt denn in diesem Fall der Gaußfehler wirklich eine so bedeutende Rolle?

1.Der Triplet hat bei gleichen Gläsern gegenüber dem Duplet wie oben schon erwähnt ohnehin einen kleineren Gaußfehler.

2.Der zweite und entscheidende Faktor ist der Gaußfehler der verwendeten Glas/ Kristall Kombination.
Ich hatte mich anfangs doch gewundert das Zeiss für den APQ ein Partnerglas gewählt hat welches nicht das geringste mögliche Sekundäre Spektrum ergibt.
Im Schott Katalog gibt es Gläser die hätten noch bessere Werte ergeben.
Heute weiß ich, wie ich hier ja bereits erläutert habe das auch der Gaußfehler dieser Kombination zu berücksichtigen ist.
Mann hat beim APQ eine Kombination mit besonders geringem Gaußfehler genutzt.

3.Dann besteht auch bei der Optischen Rechnung die Möglichkeit den Gaußfehler auf Kosten des Farblängsfehlers zu reduzieren.
Dazu legt man dann die Schrittweiten nicht mehr in der 0,707 Zone zusammen sondern versuch einen Kompromiss zu finden der einen geringeren Gaußfehler ermöglicht.

4.Der Strehl fällt erfahrungsgemäß im Roten wesentlich langsamer ab wie im Blauen, das zeigen die Strehlkurven die ich für die unterschiedlichsten Optiken erstellt habe deutlich.
So hat zb. der ED Duplet 120 f/7,5 den ich mit N-ZK7/S-FPL53 gerechnet habe bei 632nm noch einen Strehl von 0,92 und das obwohl gerade die Kombination mit N-ZK7 einen besonders großen Gaußfehler ergibt.

Unter Berücksichtigung dieser Faktoren gibt es also bei dem APQ keinen Wiederspruch.

Quote:

So interessant für uns diese Diskussion auch sein mag, schon weil mir genau diese Fragen bei meinen Messungen jeweils auffallen, letztlich möchte der weniger versierte Leser eigentlich nur wissen, wo er das, was er kauft, ungefähr einzuordnen hat.

Genau das würde der Polystrehl im Zusammenhang mit einigen Referenzoptiken in Optimaler Weise ermöglichen, auch völlig ohne APO Klassifizierung.
Ich würde es daher wirklich sehr begrüßen wenn Du da doch auch den polystrehl oder wenigstens die einzelnen Strehlwerte bei festem Fokus auf Grün in einem Diagramm visualisiert und eventuell die Kurve einer Referenzoptik zum Vergleich in Deinen zukünftigen Tests mit angeben würdest.

Grüße Gerd

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. . . ein wahllos herausgegriffenes Beispiel unter dem "Blickwinkel" des polychrom Strehls:

tituliert mit dem Begriff Super-APO ein LOMO-Objektiv f/6.842, das mit einem RC_Index von 0.1467 dem Begriff Super APO
gerecht wird. Unter dem Blickwinkel des farbabhängigen Öffnungsfehlers (Gaußfehler) wird man über die Ronchi- und Interfero-
gramme bemerken, daß das Optimum der sphärischen Korrektur bei Gelb-Rot zu suchen ist. Grün ist bereits zart überkorrigiert,
Blau etwas mehr. Das mag eine Frage der Abstands-Plättchen und damit ein Fertigungs-Problem sein, und es mag innerhalb
der Fertigungs-Toleranz liegen und das wäre der erste Stolperstein, wie man das zu würdigen hat. Zweitens ist auch die
Reihenfolge der Farben mit F-, C-, e- und d-Linie nicht gerade häufig, und auch das beeinflußt den virtuellen Farbeindruck bzw.
die "gefühlte" Farbreinheit: http://rohr.aiax.de/LOMO_XC04-02.jpg ______ http://rohr.aiax.de/LOMO_XC04-04.jpg
Und Drittens kann man sich nun noch über die Gewichtung als dritten Stolperstein streiten. Unterm Strich führt das zu einer
zeitraubenden Verkomplexisierung und wird dadurch nicht erhellender: Es ist und bleibt ein Super-APO !

LOMO_XC04-03.jpg

Gemessen an meinem RC_Index-Wert könnte man das zweite Beispiel ebenfalls Super-APO nennen, aber nur mit Glasweg! Ohne
Glasweg dominiert der Farblängsfehler, wobei Grün noch zart unterkorrigiert erscheint. Mit Glasweg ist nun das Optimum zwischen
Blau und Grün zu suchen, wobei Blau eine ganz geringe Überkorrektur zeigt, dafür Rot entsprechend deutlich unterkorrigiert ist.
Mit Glasweg spielt der Farblängsfehler fast keine Rolle, bei der C-Linie könnte man sich noch streiten, auffällig lediglich die etwas
deutlichere Unterkorrektur bei Rot.
Nicht nur, daß die Farbanordnung ohne und mit Glasweg eine andere ist, auch im Vergleich zum oberen Lomo Objektiv liegt Rot
deutlich hinter der Hauptfarbe Grün.
APQ_011-05.jpg

Über den Sterntest sind sich beide sehr ähnlich

LOMO_XC04-02.jpg


APQ_011-04.jpg

über Foucault findet man bei Verwendung eines Glasweges auch wenig Unterschiede.

Die sphärische Aberration wäre bei Zeiss um einen Tick besser, weil LOMO da gering überkorrigiert erscheint im Weißlicht,
und das ist auf die Situation der obersten IGramm-Übersicht zurückzuführen. Ich fasse das als Problem der Abstands-
Plättchen auf, also als systemübergreifende Aberration, die man beheben könnte, wenn man es für Grün perfekt haben
möchte, in der unbewiesenen Annahme, der Designer wollte das so. Hier wäre einer der polychomatischen-Strehl-Stolpersteine:
Rechnet man die Überkorrektur raus, damit man auf den wahren Gaußfehler kommt oder nicht.

LOMO_XC04-04.jpg


APQ_011-03B.jpg

Alles, was man Erhellendes zu diesen beiden Super-APOs zeigen kann, läßt sich über Sterntest, Foucault, Ronchigramm
qualitativ und über die Interferogramme quantitativ ausdrücken. Ein polychrom Strehl bringt keine neue Erkenntnis und
stolpert in jedem Fall über die Behandlung von Toleranzen oder Fertigungsfehler. Ich halte es also nicht für sonderlich ziel-
führend, wenn man sich dem Gaußfehler widmet über den polychromatischen Strehl. Das ist eher die Ausnahme,
denn die Regel - oder ein Beschäftigungsprogramm für trübe Tage.

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Hallo Wolfgang,

es ist sicher richtig Theorie und Praxis das ist so eine Sache.
So sind die extrem niedrigen SWD welche die im Nachbar Forum gezeigten Designs aufweisen natürlich von der exakten Einhaltung sämtlicher Parameter abhängig was so in der Praxis eher nicht erreicht werden kann.
Das kann zur Folge haben das dann in der Praxis die SWD deutlich größer ausfallen während der Gaußfehler durchaus gleichbleiben oder sich sogar verringern kann.
Das hat dann natürlich zur Folge das sich das Verhältnis dieser beiden Fehler zueinander entsprechend verschiebt.

Nehmen wir nur mal die Parameter der konkreten Schmelze, wer sich meine Rechnung im Beitrag #9 zum sekundären Spektrum ansieht dem wird auffallen das ich da mit ungewöhnlich vielen Nachkommastellen arbeite.
Das geschieht nicht etwa aus Lager Weile oder weil ich zeigen will das ich auch so genau rechnen kann sondern das ist wirklich notwendig.
Bereits kleine Abweichungen der Brechzahlen bei der Glasschmelze können deutliche Unterschiede im daraus resultierenden Sekundären Spektrum der Glaspaarung ergeben.
Das hat dann natürlich Auswirkungen auf die SWD die dann in der Regel deutlich größer werden während der Gaußfehler sogar kleiner werden kann.

Dann gibt es wie ich im Beitrag #14 schon schrieb auch die Möglichkeit beim optischen Design den Gaußfehler auf Kosten der SWD klein zu halten bzw. einen Kompromiss zu finden.

Das kann erklären das in der Praxis tatsächlich in der Regel der Farblängsfehler überwiegt.
Aber wie heißt es so schön Ausnahmen bestätigen die Regel und diese Ausnahmen gibt es eben auch.

Deshalb wäre wenigstens die Angabe des Strehls bei festem Fokus auf Grün für jede Wellenlänge doch sehr nützlich.
Wenn Du Dich schon nicht mit dem Polystrehl anfreunden möchtest dann vielleicht mit solchen Strehlkurven wie ich sie hier mal am Beispiel des von Dier hier gezeigten LOMO 95/650 zeigen möchte.

b5ni-9.jpg

Als Referenz bietet sich hier ja der TMB 80/600 an dessen Strehlwerte habe ich folgender Quelle entnommen.

http://nch223.eden2.netclusive.de/apm-old/deutsch/apm/techspec.htm#Tri_80_feather

Es sollten also die Daten des Originaldesigns von Thomas Back sein.
Ich finde ein sehr interessanter Vergleich.

Die Diagramme erstelle ich mit Excel, hat man erst mal alles eingerichtet ist das eine sehr bequeme Sache es sind dann ja lediglich die aktuellen Strehlwerte einzutragen und die Kurve und übrigen auch der Polystrehl werden angezeigt.
Wie Du siehst nutze ich die Kurveninterpolation von Excel, die ist wirklich gut und bringt recht vernünftige Ergebnisse, alternativ lässt sich natürlich auch die geradlinige Verbindung der Punkte wählen.
Vielleicht konnte ich Dir ja eine kleine Anregung geben, es würde mich wirklich freuen wenn Du diese aufgreifen würdest.

Grüße Gerd

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Hallo Gerd,

beim Lomo Super APO 95/650 habe ich ja auf Grün fokussiert und in dieser Fokuslage für die anderen Farben die jeweilige
Strehlabweichung ermittelt. Darin stecken
- der Farblängsfehler
- der Gaußfehler und
- die systembedingte Überkorrektur, die ich z.B. herausrechnen würde, weil ich - der Definition von Back folgend - das Optimum
für Grün reklamieren würde und die Abweichung tatsächlich als Abweichung darstellen würde. Schon weil überhaupt nicht klar ist,
daß alle diese Lomo-APOs genauso ausfallen müssen.

Auch ist es nicht so, daß ich die Idee der Einzelstrehls nicht schon selbst verfolgt hätte: Das sind einige Beispiele aus jüngster Zeit:
Bei diesem teueren FLT-APO wird schnell deutlich, daß hier ein Fertigungsfehler vorliegt, der vom amerikanischen Distributor sogar
in Abrede gestellt wird. Auch hier die gleiche Frage: Sind alle so? Diesmal waren es mindestens vier FLT mit ähnlicher Überkorrektur.
Trotzdem ein Problem der Linsenabstände und damit zu korrigieren, und dann wäre der Gaußfehler eher uninteressant.

@William_FLT09009.jpg

Ganz eindeutig macht bei diesem FLT-Triplet die Überkorrektur das Bild kaputt. Da reicht bereits das RonchiGramm zur Diagnose,
also auch nicht zwingend für ein weiteres Diagramm, was den PolyStrehl auswirft. Den man dann in IST und SOLL differenzieren
könnte.

@FLT-TAK_04.jpg

Und dann wäre dann noch dieses Beispiel, das einen Zonenfehler hat, der Farblängsfehler, Gaußfehler zusätzlich überlagert.
Diesen Zonenfehler hat er in allen Spektren. Bei diesem Beispiel habe ich den Fokus auf das Optimum bei Blau gesetzt, alle
anderen Farben liegen weiter hinten. Hier hätten wir eine Mischung aus Zone, zunehmende Unterkorrektur und Farblängsfehler.
Ich finde sicher noch mehr Beispiele, die immer zeigen, wie individuell die einzelnen Optiken daher kommen. Man hätte jedes Mal
den Spagat zu machen zwischen IST und SOLL.

@TS-APO90_05.jpg


Ein weiteres Beispiel hier: http://rohr.aiax.de/Fluoro132_14.jpg

Fluoro132_16.jpg

Beim letzten Zeiss C-Objektiv habe ich auf jede Farbe fokussiert, und da würde man nun isoliert den Gaußfehler gut als Strehl-
Minderung erkennen können. Würde ich aber auf Grün fokussieren, würde der Farblängsfehler den Gaußfehler dominieren. Über
die Fokussierung auf die Einzelfarben kann man die Größe des Gaußfehlers in Strehl angeben, was auch ein Weg wäre. Nur habe
ich den Verdacht, daß bei diesem Beispiel trotz größerem Gaußfehler dieser wiederum im Farblängsfehler untergeht und damit
wieder nicht signifikant bedeutsam ist.

@ZeissC25401-05.jpg

Bei jedem Refraktor sind andere Merkmale erwähnenswert, weshalb ich mich mit dem Gaußfehler eigentlich nur befaßt habe, wenn
er signifikant war, wie im letzten Beispiel - der Gesamt-Situation aber erneut untergeordnet.

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Hallo Wolfgang,

ja wenn Du für den FLT 98 einen einfachen Strehl angeben möchtest hast Du natürlich ein Problem, üblicherweise gibst Du den ja für Grün nun ist der bei Rot besser.
Was nun?
Gerade bei diesem Problem ist doch das gew. Mittel die Lösung.
Nach meinen Gewichtungen komme ich hier auf einen Wert von 0,916.
Dieser Wert würde vorausgesetzt der Fokus liegt fest bei Grün die Situation exakt so wiedergeben wie diese dem Menschlichen Auge erscheinen würde.
Der gute Strehl für Rot verbessert das gew. Mittel ja gegenüber dem Wert bei Grün, aber eben nur so Viehl wie es nach der Gewichtung zulässig ist.
Dein einfacher Durchschnitt von 0,902 hingegen würdigt den guten Wert bei Rot nicht angemessen.
Hier noch mal zusammengefasst.
Durchschnitt….0,902
Strehl Grün……0,909
gew. Mittel……..0,916

Das gleiche gilt im Prinzipe auch auch für die Anderen Beispiele.

edit.
ich spreche hier mal nicht vom Polystrehl da ich annehme das die Strehlwerte nicht bei festem Fokus auf Grün ermittelt wurden.

Grüße Gerd

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Hallo Gerd,

Quote:

ja wenn Du für den FLT 98 einen einfachen Strehl angeben möchtest hast Du natürlich ein Problem, üblicherweise gibst
Du den ja für Grün nun ist der bei Rot besser.


@William_FLT09009.jpg

Gerade dieses Beispiel beleuchtet unsere doch recht unterschiedliche Sichtweise: Für mich ist dieser FLT 98 einfach nur über-
korrigiert, also ein Fertigungs-Fehler, es sei denn, der Hersteller vermerkt in einem eindeutigen Hinweis, daß das System für
H-alpha konzipiert ist, was aus kommerziellen Gründen wohl eher unwahrscheinlich ist.

Ich habe aus dieser recht ausführlichen Diskussion nun folgendes Résumé gezogen:

Im Bereich des Designs, bei dem es um die Konzeption/Optimierung von Optiken geht, gibt der PolyStrehl recht schnell Auskunft
über die Gaußfehler/FarbLFehler-Situation und ist deswegen in den diversen Programmen (Zemax, Oslo etc.) zu finden.

Im Bereich der Fertigung, Endkontrolle oder allgemeiner Qualitäts-Kontrolle geht es spezifisch um individuelle Fertigungs-
Auffälligkeiten, also um die "Gurke". Das ist ein ganz anderer Problem-Bereich. Für mich ist deshalb der Vergleich wesentlich, wie
andere zertifizieren - denn hier hätte man es mit Leuten aus der Fertigung zu tun, die sich ohnehin streiten mit denen aus der
Entwicklungs- und/oder Marketing-Abteilung - also kein ganz neues Problem.

Nachdem ich in manchen Fällen die Strehl-Werte der Einzelfarben angegeben habe, hat jeder Interessierte eigentlich die
Möglichkeit, sich nach eigenem Gusto den PolyStrehl zu ermitteln, und da wäre doch dann die "Luft" heraus, bzw. könntest
Du meine Ausführungen um den PolyStrehl ergänzen unter den oben erwähnten unterschiedlichen Blickwinkeln.
Vielleicht bewährt sich das ja.

Noch ein Hinweis auf diesen Thread: http://www.astro-foren.de/showthread.php?p=42982#post42982

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Hallo Wolfgang,

Quote:

Gerade dieses Beispiel beleuchtet unsere doch recht unterschiedliche Sichtweise: Für mich ist dieser FLT 98 einfach nur über-
korrigiert, also ein Fertigungs-Fehler.

nun ja wenn es gelingt diesen Fertigungs-Fehler zu korrigieren ok, wenn nicht zeigt diese Optik nun mal wenn man durchschaut genau den Fehler den der Polystrehl beschreiben würde und das Zählt letztendlich.
Dabei ist es unwesentlich ob das jetzt durch Farblängs oder Gaußfehler, die ja wie ich im Beitrag #19 erläutert habe auch von den Tollerranzen bei der Fertigung und nicht nur vom Design abhängen und damit zumindest teilweise genauso Fertigungs-Fehler darstellen können oder durch eine generelle Über bzw. Unterkorrektur hervorgerufen wird und ob diese vielleicht vom Design so gewollt ist oder nicht.

Quote:

Nachdem ich in manchen Fällen die Strehl-Werte der Einzelfarben angegeben habe, hat jeder Interessierte eigentlich die
Möglichkeit, sich nach eigenem Gusto den PolyStrehl zu ermitteln, und da wäre doch dann die "Luft" heraus, bzw. könntest
Du meine Ausführungen um den PolyStrehl ergänzen unter den oben erwähnten unterschiedlichen Blickwinkeln.

Nun da gibt es einige Probleme.

1. Mir ist nicht immer klar wo der Fokus liegt, das ist natürlich ganz entscheidend.
Deshalb gilt es da sehr genau zu unterscheiden ob jetzt auf jede einzelne Wellenlänge fokussiert wurde oder fest auf Grün.
Ich fürchte da Du mal die eine mal die andere Fokuslage verwendest würde da sicher schnell mal was durcheinander gewürfelt und das wäre sehr schlecht.
Ich nehme mal an beim FLT 98 wurde auf jede Wellenlänge fokussiert, deshalb bezeichne ich das gew. Mittel der Strehlwerte mal lieber nur so damit es zu keinen Verwechslungen kommt.
Den Begriff Polystrehl möchte ich deshalb nur verwenden wenn der Fokus fest bei Grün lag und damit der Farblängsfehler eingeschlossen ist.

2.Wenn Du nur sporadisch mal solche Strehlwerte angibst bleibt eben das große Problem das bei allen anderen Messungen keiner weiß ist das jetzt die Regel und der Farblängsfehler überwiegt oder doch die Ausnahme und der Gaußfehler überwiegt und damit die reine SWD eher fragwürdig zur Beurteilung des Gesamtfarbfehlers.
Damit wäre eben leider die Luft nicht raus.
Selbst wenn der Farblängsfehler überwiegt muss ja der Gaußfehler nicht gleich in der Bedeutungslosigkeit verschwinden, bei zb. 60% Farblängs und 40% Gaußfehler sollte man diese 40% nicht einfach unter den Tisch fallen lassen.

3.Dann ist es für einen möglichst genauen Polystrehl unbedingt erforderlich das die Wellenlängen gleichmäßig zu beiden Seiten des Fokus also Grün verteilt sind.
Das ist ja leider bei den von Dir verwendeten nicht der Fall, dort ist der Bereich oberhalb von 546nm deutlich überbewertet da noch Gelb mit relativ hoher Gewichtung in das Mittel einfließt.
Das ist besonders ungünstig da in der Regel eine Optik im Blauen eher abfällt als im Roten, siehe zb. die Strehlkurve des TBM 80/600, der Polystrehl wird dadurch geschönt, so auch der des LOMO den ich hier angegeben habe, siehe dessen Strehlkurve.
Ich hatte ja nun mal nur diese 4 Werte und musste das Beste draus machen.
Es fehlt unterhalb von 546nm ein Wert der mit vergleichbarer Gewichtung wie Gelb in das Mittel einfließt.
Da bietet sich die OIII Linie an, diese müsste ebenfalls vermessen werden.
Anstatt der F Linie würde ich auch etwas weiter ins Blaue zu F´ also 480nm gehen.
Zusammengefasst wäre es optimal F´/ OIII / e/ D und C zu vermessen.
Erst dann lässt sich ein hinreichend zuverlässiger Polystrehl ermitteln.

Möchtest Du den Aufwand der Vermessung von OIII nicht treiben ist dann die Strehlkurve der 4 Wellenlängen auch ok nur wäre eben das gew. Mittel dieser 4Werte nicht hinreichend genau für den Polystrehl.

Grüße Gerd

 

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