B035 Meade ED 127-1140 mit weicher Fassung
Meade ED 127/1140 mit "weicher" Fassung
In diesem Fall dürfte die Fassung der beiden Linsen der Grund dafür sein, warum dieses Objektiv so überaus zentrier-empfindlich ist. Es sind also
zwei Linsen im Spiel, wie bei ED-Optiken so üblich, und damit man die Linsen zentrieren kann, wurde dazwischen ein keilförmiger Alu-Ring einge-
fügt, der an der entsprechenden Stelle die Linsen "auseinander-drückt und sie damit zentriert:
So diese keinen Keilfehler haben oder seitlich versetzt sind. So die Auflage dieses Linsen-Paketes in der Fassung selbst keinen Astigmatismus hervorruft. Damit im übrigen die Zentrierschrauben (die noch mit einer Blindschraube bewehrt sind) auch wirklich mittig auf den Alu-Ring drücken, legte man sicher-
heitshalber noch ein paar schwarze Papier-Ringe ein, um das Linsen-Paket etwas anzuheben. Und als Abschluß hat sich der Konstrukteur noch einen
O-Ring einfallen lassen, der abschließend auf das ganze Paket inclusive Papier-Ringe drückt. Etwas zuviel oder zuwenig Druck setzt eine bereits erzielte
Zentrierung wieder außer Kraft - man muß nachzentrieren. Ein solches Linsen-Paket entwickelt unter derartigen Bedingungen ein gewisses Eigenleben.
(Anmerkung: Würden die Zentrierschrauben nicht mittig auf den Alu-Ring drücken, erzeugt man sehr schnell einen Muschelbruch bei der 1. Linse. Der Druck der
Zentrierschraube drückt mit etwas mehr Kraft auf den Alu-Ring. Durch dessen Keilwirkung werden die Klebestreifen, die das Paket zusammenhalten, etwas gedehnt.
Damit ist ein seitliches Spiel um etwas mehr als die doppelte Dicke dieser Klebestreifen notwendig, sonst würde man die Einheit nicht in die Fassung bringen. Da man
keine um 120° versetzte Druckpunkte als "Anschlag" in der Fassung selbst hat, gibt es keine Kontrolle darüber, an welchen Stellen, einschließlich des mittleren Ringes,
die Linsen aufliegen. Über den O-Ring wird zuletzt ebenfalls unkontrolliert auf das gesamte Linsen-Paket Druck ausgeübt. Man müßte die Lagerung völlig neu aufbauen,
ähnlich wie es bei den Zeiss-AS-Objektiven gelöst worden ist. Damit aber wird die Herstellung deutlich teurer. )
Wenn dieses Objektiv in der Dunkelheit dennoch als farbrein empfunden wird, dann mag das daran liegen, daß das rote Spektrum mit einer Fokus-
Differenz von hier 0.165 mm hinter Grün kaum wahrgenommen wird, und Blau mit 0.144 hinter Grün mit entsprechenden Filtern abgeschnitten
werden kann. Mißlicher dagegen ist hier ein deutlicher Farbquerfehler, der von einem Keilfehler einer der beiden Linsen stammen kann, und eben
ein Astigmatismus in der Gegend von PV L/3. Also alles Fehler, die der Fertigung zugenrechnet werden müssen. Trotzdem ist dieses konkrete
Objektiv sogar etwas besser, als die vorherigen Vertreter und läßt max. 250-fache Vergrößerung zu bei ca, 1.5" arcsec Auflösung. Das aber erst,
nachdem es sorgfältig zentriert worden ist.
Die "weiche" Lagerung der Linsen beginnt mit mehreren Papier-Ringen, die man unter anderem dafür braucht, daß die drei Zentrier-Druckschrauben auch tatsächlich
mittig auf den mittleren Alu-Zentrier-Ring drücken, der die Linsen "spreizt". Diese Einheit wird mit Klebestreifen zusammengehalten, die man besser nicht öffnet.
Ein seitlicher Versatz der Linsen ist somit möglich bzw. ein vorhandener Keilfehler einer der Linsen führt, wie in diesem Fall, zu einem Farbquerfehler, den man
leider nicht herauszentrieren kann. Auch ein Restastigamtismus in der Gegen von PV L/3 vermindert etwas die Bildqualität. Trotzdem schneidet dieses Objektiv
mit einem Strehl von knapp 0.80 eher besser ab als seine Vorläufer hier, und nutzbar wäre es bis zur einer Vergrößerung von max. 250-fach bei einer Auflösung
von ca. 1.5" arcsec - optimal wäre ca. 1.1" arcsec. Da man das rote Spektrum in der Nacht nicht so wahrnimmt, wird diese Optik als durchaus farbrein wahrgenommen.
Das Bild zeigt nochmals die Reihenfolge der Ringe beginnend mit dem abschließenden Druckring vorne am Objektiv, unmittelbar dahinter der O-Ring, und ganz hinten
vor der der zweiten Linse mehrere Papier-Ringe zur Abstands-Korrektur.
Die Rest-Chromasie-Indexzahl ist bei diesem Objektiv mit 1.7580 ähnlich dem auf dem nächsten Bild, wobei Rot mit 0.165 hinter Grün liegt und Blau fast ähnlich weit
mit 0.144 hinter Grün und damit etwas verschieden zum folgenden Beispiel aus einem früheren Bericht.
Noch ein Bild aus dem früheren Bericht, der die Klebe- und Zentrier-Situation zeigt.
Im aktuellen Fall war das Objektiv zunächst gründlich verstellt, wie man an der Koma-Figur und am Artificial Sky Test erkennen kann. Mit allen Restfehlern ist dagegen
die Optimierung (exakte Zentrierung) schon ein Fortschritt.
Bei hoher Vergrößerung von 633-fach lassen sich alle Restfehler gut einschätzen: Deutlich sieht man unten links eingeblendet den Farbquerfehler in Nord-Süd-Richtung,
den Restastigmatismus in der ovalen Verformung des intrafokalen Sternscheibchens. Zugleich zeigt aber dieser Bildausschnitt, daß die Zentrierung stimmt. Die Farbränder
beim Stern-Test (114-fache Vergrößerung) deuten auf ein ED- oder Halb-APO Objektiv hin.
Der Foucault-Test zeigt, daß wir es mit einem Massen-Produkt zu tun haben, das "Loch" in der Mitte ist eher unüblich, aber im Bereich dieser Qualität: Siehe hier
und die vergleichende Übersicht in Beitrag #02.
Meade USA ED-Halb-APO mit Zonenfehlern127/1140 mm
Meade ED Halb-APO 127/1140 Die Kunst des Klebens
Meade USA ED-Halb-APO mit Zonenfehler/Mitte 152/1370
Meade USA ED-Halb-APO 152/1370 Diskussion Polychromatischer Strehl
Mit einem Solar-Continuum-Filter von Baader läßt sich der Farbquerfehler unterdrücken, sodaß sich die Auflösung und die Maximal-Vergrößerung ermitteln
läßt. Bei 250-facher Vergrößerung und einer Austrittspupille von ca. 0.5 mm hätte man ohnehin die Grenze einer sinnvollen Vergrößerung erreicht. Der
Rest-Astigmatismus von ca. PV L/3 würde die optimale Auflösung von 1.1" arcsec etwa auf 1.5" arcsec drücken - immer abhängig vom jeweiligen Seeing.
Die Darstellung der Wellenfront
Der Restastigmatismus reduziert das Energie-Maximum etwas
Und eine differenzierte Übersicht hat man im nachfolgenden Bild: Der Rest-Astigmatismus drückt den Strehlwert am meisten.
Nun kann es der Sternfreund wieder benutzen - sein Meade ED 127/1140 ___-___ nur mit dem Objektiv sollte er pfleglich umgehen.
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Ein kommentarloser Vergleich der Foucault- bzw. Lyot-Bilder. Die links/rechts Farbverteilung beim Foucault-Test entspricht der Situation
bei einem Halb-APO, da hier noch der Farblängsfehler vor dem Gaußfehler dominiert. Siehe das unterste Bild dazu.
Meade USA ED-Halb-APO mit Zonenfehlern127/1140 mm
Meade ED Halb-APO 127/1140 Die Kunst des Klebens
Meade ED 127/1140 mit "weicher" Fassung
Meade USA ED-Halb-APO mit Zonenfehler/Mitte 152/1370
Meade USA ED-Halb-APO 152/1370 Diskussion Polychromatischer Strehl
Bei einem Triplet-APO ist das Foucault-Bild farbreiner und weil hier der Gaußfehler vor dem Farblängsfehler dominiert, kommt es zu einer sichel-förmigen Farbverteilung
links außen zu rechts innen um umgekehrt. Zerlegt man das Bild in die RGB-Farben, dann versteht man, warum das so sein muß. Siehe auch:
http://rohr.aiax.de/artifGauss.PNG , http://rohr.aiax.de/artifGauss1.jpg
Ruft man diesen Link auf, dann kann man mit dieser additiven Farbmischung, bzw. den RGB-Schiebern, spielen.
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