B026 ZenithStar Petzval 60-400 SemiAPO als Reise-Teleskop Index 3-1829
Petzval 60 - ein handliches Reise-Teleskop
Wenn auf einem Objektiv Semi-APO zu lesen ist, geht man natürlich von einer besonderen Farbreinheit aus. Wenn man
hingegen Öffnung und Brennweite mit f/6.66 ins Verhältnis setzt, dann läßt sich bereits rechnerisch belegen, daß das
so nicht stimmen kann. Also ist es durchaus sinnvoll, den umgekehrten Weg zu gehen und über die Fotografie die Sach-
lage zu untersuchen so gut es der Nacht-Himmel oder die Umgebung zuläßt. Also das "Petzval" bzw. den Vierlinser mit
der variablen Feldlinse schonend auf den Befestigungs-Fuß gesetzt und drauflos fotografiert.
Das Innenleben ist ebenfalls nicht ganz uninteressant, weil nämlich die Feldlinse am Okular-Auszug "dranhängt" und sich
die Frage stellt, wo bitte denn das Optimum der Abstände liegt. Im weiteren Verlauf stellt sich jedoch heraus, daß man
keine so große Alternativen hat.
Der Frage bin ich gerade auf folgende Weise nachgegangen:
01. Diese Ergebnisse entstanden bei einer Skaleneinstellung von 33, wenn man Bild # 8 anschaut.
02. Bei Skaleneinstellung 57 rückt Blau näher an Rot heran, es wird auch weniger vom Durchmesser der Feldlinse benutzt
also e = 0, d = + 8 µ, C + 145 µ, F + 150 µ
03. Mit Glasweg 47.4 mm BK7 vertauscht sich Gelb ( - 25 µ mit Grün = 0), Rot rückt mit + 60 µ an Grün,
dafür rückt Blau mit + 234 µ weiter von Grün weg.
04. Bei Skala-Einstellung 33 bleibt Gelb - 28 µ vor Grün = 0, Rot rückt mit + 40 µ an Grün, Blau bleibt bei
ca. +240 µ von Grün entfernt. Und genau das sieht man auf dem Foto, weil das Baader Zenit-Prisma etwa
50 mm Glasweg einführt. Wenn ein schwacher Gelbfilter Blau abschneidet und wir aus dem Rest (e-, d-, C-
Linie) eine neue Index-Zahl ermitteln, dann ergibt sich ein rechnerischer Farb-Index aus Grün/Gelb/Rot
von 0.4120, und das wäre ein guter Voll-APO, allerdings ohne Blau.
Aber nur dann ! ! !
Es gäbe da aber eine interessante Lösung: http://www.astro-foren.de/showthread.php?t=5719&page=2
Nimmt man nämlich Baaderss Contrast Booster (siehe auch hier), dann erkennt man an dieser spektralen Übersicht,
wie deutlich dieser Filter den Blau-Anteil des Spektrums abschneidet:
Selbst am Spalttest - weiter unten - hat der Kontrast Booster, die stärkste Dämpfung im blauen Spektrum.
Bis zum Vollmond war es gerade noch ein Tag, also sollten irgendwo noch Krater scharf abzubilden sein. Und weil das mit
der Canon EOS 300 D ein wenig problematisch ist, benutze ich einen Aufsatz mit einem 2 mm Nagler Zoom Okular, dessen
Fokus exakt mit dem der Kamera zusammenfällt - wenn man bei 200-fach ganz sorgfältig fokussiert, ansonsten trifft man
den Fokus mit 0.1 mm genau und muß schrittweise mehrere Bilder aufnehmen. Rechts auf dem Mondbild also noch in
Orginal-Auflösung der Mondrand. Fokussiert wurde logischerweise in Bildmitte, weil es auch um die Frage geht, ob etwa
Koma im Feld, Bildfeldkrümmung etc. das Bild beeinflussen würde. Bei der Mondaufnahme war ein 2-fach Telekonverter
im Spiel.
Tagsüber mußte dann das Hausdach in etwa 70 - 80 m Entfernung herhalten, was immerhin einige Aspekte ablieferte.
Wieder auf die Mitte fokussiert, also auf die beiden Entlüftungs-Rohre. In der Orginal-Auflösung ca. 3000 x 2000 Pixel
ein recht ordentliches Ergebnis. Vergrößert man hingegen diesen Teil um den Faktor 3, dann wird hier bereits das
Sekundäre Spektrum sichtbar, bei dem das Blaue vermutlich die längste Schnittweite hat, also noch hinter rot, sonst
käme es nicht zu diesem Farbsaum. Bei der Verkleinerung um den Faktor 2 verschwindet dieser Effekt natürlich, und
man hat immer noch eine gute Bildauflösung. Beim rechten, nach oben versetzten Entlüftungsrohr erkennt man einen
nach oben laufenden Draht, in Wirklichkeit eine 3-adrige Litze, wenn man sich dieses Detail bei 200-fach anschaut.
Bei genauer Betrachtung wird man in der Bildmitte eine bessere Schärfe erkennen, als am Rand. Nachdem das Haus
aber nicht im rechten Winkel zur Kamera steht, mag das ein Grund für diese marginale Unschärfe sein, die sich
vertikal nichgt so gravierend zeigt.
Aus Zeitgründen verläuft die weitere Untersuchung im Labor. Fokussiert man im Sinne von Thomas Back auf die
Hauptfarbe Grün um dann die Abweichung in PV bei Blau und Rot zu studieren, so erkennt man sehr deutlich, daß
diese Optik vermutlich in der Reihe der ED-Gläser anzusiedeln ist, ein Halb-APO aber ist diese Optik nicht, auch wenn
es draufsteht. Dazu ist die Differenz der Farbschnittweiten besonders von Rot und Blau im Verhältnis zur Schärfen-
Tiefe von 0.0485 mm einfach zu groß. Ein grundsätzliches Problem aller Teleskope mit großer Öffnung. Bereits ein
Abblenden würde die Farbsituation deutlich verbessern und das Teleskop tatsächlich in Richtung Semi-APO schieben.
Fokussiert man auf die einzelnen Spektral-Farben, so läßt sich kein Gaußfehler wahrnehmen, natürlich Coma, die ich
wegen des Sterntestes dem Prüfaufbau zurechne, ein leichter Astigmatismus mag ein Fassungs-Problem sein. Deut-
lich auch die Vignettierung außerhalb der Achse zu erkennen, weswegen der Sterntest exakt auf der Achse entstand.
Bereits am Foucault-Test erkennt man den Fraunhofer. Je farbreiner ein System, umso weniger werden die Farben links
und rechts getrennt. Eine klare Trennung weist immer in Richtung Achromat, weil Grün-Gelb mit einer Fokuslage, und
Rot-Blau für gewöhnlich einer etwas weiter hinten liegenden Fokuslage getrennt wird, wie es hier auch der Fall ist.
Besonders deutlich sieht man das im Fokus für Gelb-Grün am Sterntest. Rot liegt noch nicht fokussiert hinter Gelb-Grün,
und Blau noch etwas weiter hinter Rot. Dadurch kommt es zu diesen 3 Farbeffekten, die man mit dem Bath-Interferometer
exakt messen kann.
Ein weiteres Mal erkennt man die Farbsituation am Spalt-Test bei maximalem Licht. und natürlich an den Farbsäumen
beim intra- und extrafokalen Sterntest.
Analog der von Dieter Lichtenknecker bereits vor 30 Jahren in Listen aufgeführte RC-Zahl für die Restchromasie, ergibt
meine Messung einen RC-Indexwert für ein gutes ED-Objektiv, aber natürlich nicht mehr. Für die Fotografie eine reizvolle
Angelegenheit, besonders nachdem dieses "Teil" für ca. 200.- Euro zu haben ist. Visuell kann man mit einem leichten
Gelbfehler das Blaue Spektrum reduzieren und dann mindert man ebenfalls die Farbeffekte - betrifft prinzipiell alle Fraun-
hofer-Typen.
Der Rest-Astigmatismus scheint etwas mit der Fassung zu tun zu haben - alles untersucht man in der Regel nicht.
Der Abstand Feldlinse zum Objektiv läßt sich an der Skala ablesen, was über den Einsatz eines Baader Zenit-Prismas
nicht anders zu ermöglichen war - mit anderen Einstellungen habe ich nicht experimentiert.
Bei 200-facher Vergrößerung findet man sehr zuverlässig die genaue Fokuslage.
... und hier die Kamera-Einstellung: An der Verschlußzeit erkennt man, daß man noch viel Reserven hat, und versuchs-
weise die Öffnung abblenden könnte.
Nicht schlecht, wenn man ein kleines Reiseteleskop zum Fotografieren sucht und kein Extrem-Sportler ist.
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Hallo noxtop,
Danke für Dein Interesse - Du wirst bemerkt haben, daß ich meine Berichte für gewöhnlich immer noch überarbeite, weil mir meist erst hinterher noch ein weiterer Aspekt einfällt.
Quote:
Besonders gut finde ich die Gegenüberstellung der verschiedenen Farben bei Fokussierung auf e.
Dahinter steckt jeweils eine größere Diskussion: Unser Auge ist am Tage im grünen Spektrum am empfindlichsten, in der Nacht verschiebt sich das ins Blau-Grüne. Grün ist daher die Hauptfarbe, auf die man sich bezieht. Auch steckt die APO-Definition von Thomas Back dahinter, der für Grün mindestens Strehl 0.95 postuliert und für Blau und Rot keine größere Abweichung als L/4 der Wellenfront, und zwar immer von der grünen Schnittweite her gesehen.
Der Nachteil der Backschen Definition: Sie liefert keine Index-Zahl ab, wie der RC-Wert von Lichtenknecker oder meine W_gesamt Index-Zahl. Erst dadurch bekommt man eine Systematik der unterschiedlichen Güteklassen hinsichtlich des Sekundären Spektrums. Dann kam die Diskussion auf, wir würden uns ausschließlich auf dem Boden der geometrischen Optik bewegen. Da wir aber zur Index-Ermittlung den Airy-Scheibchen-Durchmesser benutzen, konnten wir diesen Vorwurf entkräften.
Quote:
Natürlich ist eine Untersuchung mit Fokussierung auf der jeweiligen Farbe auch interessant, nur wird man beim Fotografieren/Beobachten schwer auf 4 Farben gleichzeitig fokussieren können
Das ist klar, und individuell sogar verschieden. Interessant wird die Farblage deswegen, weil bei einem Abtriften von einer Farbe selbst bei hochwertigen APOs immer noch Farbsäume wahrnehmbar sind. Aus den Farbschnittweiten kann man also auch auf die "gefühlte" Farbreinheit schließen. Noch ein ganz anderer Aspekt: Über den Gaußfehler bzw. die Spherochromasie kommt eine Mischung der Farben in den einzelnen Zonen zustande, und auch damit ist dieser purpur-violette Farbsaum erklärbar.
Quote:
wo der "lila Farbsaum" wirklich herkommt. Manche meinen sogar, es wären irgendwelche Bildbearbeitungs-Artefakte. Persönlich tendiere ich nach wie vor zu einem Farblängsfehler, kann es aber nicht beweisen.
Es ist eindeutig das sekundäre Spektrum und die Mischung aus der Spherochromasie- also der Farb-Mischung: Der Foucault-Test zeigt dies immer wunderbar: http://www.astro-foren.de/showthread.php?p=32941#post32941
Quote:
Ein kleiner Fehler hat sich noch eingeschlichen: Es handelt sich um einen 66mm-Refraktor, nicht um einen 60mm ... Dadurch ändert sich das Öffnungsverhältnis auf ca. f/6 und damit dürften sich auch die davon abgeleiteten Zahlen ändern...
Stimmt! Dadurch wird die Schärfentiefe etwas kürzer und der Index-Wert etwas größer.
Mit dem Kontrast Booster von Baader schaut die Sache übrigens so aus: Allerdings gelbstichig und deswegen unnatürlich.
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Hallo Wolfgang,
Dein Testbericht zu dem 66mm Petzval ist ja sehr aufschlussreich, beinhaltet aber nach meiner Meinung nur die halbe Wahrheit :D über das Tele.
Meine, astrofotografische Erfahrung, wohlgemerkt nur in der Praxis gewonnen, sieht so aus, das Optiken die bei Kurzzeitbelichtungen, egal ob am Tage oder am Mond, nur einen geringen Farbfehler haben, bei der Langzeitbelichtung gnadenlos versagen.
Ich habe den kleinen Williams Semi APO und würde eigentlich jedem, der mit dem Tele fotografieren will, zu dem raten.
Hier mal ein paar Beispiel Bilder die ich mit dem 66mm Semi APO gemacht habe.
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