B004 Vixen ED 114-600 ohne-mit Korrektor

Weitere Berichte zum Thema findet man hier:
ein baugleiches Vixen ED 114/600 SS

Das heutige Beispiel, ein ca. 5 Jahre alter Vixen ED 114/600, APO oder nicht, wäre ein weiteres höchstinteressantes
Beispiel für die hochwertigen Zwei-Linser aus ED-Gläsern, die den Sternfreunden mittlerweile zur Verfühgung stehen.
Daß diese hochwertigen und mittlerweile sehr billigen Fast-Aposchromaten den traditionellen Apochromaten und ihren
Händlern Absatzprobleme bescheren, versteht jeder. Und so manche Kampagnie, die dagegen anschreibt, hat hier ihre
Ursache. Es ist aber in jedem Fall besser, sich akribisch damit auseinanderzusetzen, um die feinen Unterschiede heraus-
zuarbeiten.
Der heutige Fall war deswegen höchst interessant, weil es zu diesem Fast-Apo einen Feldkorrektor gibt, der zwar das
Bildfeld ebnet, dafür aber den Farblängsfehler um den Faktor 3 verlängert und witzigerweise auch noch die Lage der
Spektral-Farben umkehrt.

Das Teleskop, von dem der bisherige Besitzer berichtet, daß ohne Korrektor das Bild "schärfer" sei, womit er, wie dieser
Test zeigt, recht hat.

ED-Vixen01.jpg

Den über den BathInterferometer mit Interferenz-Filtern gemessene Farblängsfehler in der 0.707 Zone bedingt durch die
Über-/Unterkorrektur bei blau und rot.

ED-Vixen02.jpg

ED-Vixen02a.jpg


ED-Vixen02b.jpg

Sehr schön kann man über die Lage der Farben beim Foucaultbild die Reihenfolge des Farblängsfehlers darstellen,
zusätzlich überlagert vom Gaußfehler. Bei der Grundversion ist der Farblängsfehler typisch in der Reihenfolge:
e, d, F, C, bei der Korrektorversion hingegen F, e, d, C;

ED-Vixen03.jpg

zur besseren Darstellung nochmals die Foucault-Bilder

ED-Vixen04.jpg

Das Optimum liegt eindeutig im Bereich der Natrium-Doppellinie, gelb bei 587.6 nm wave: im kürzeren Septrum reagiert das
System überkorrigiert, im längeren dagegen unterkorrigiert ohne und mit Korrektor.

ED-Vixen05.JPG

Die "M"-förmig verbogenen IGramme zeigen die Überkorrektur, die "W"-förmig verbogenen die Unterkorrektur an. Ein flaches
"S" über dem gelben IGramm zeigt Achs-Coma an.

ED-Vixen06.jpg

Das Optimum dieses ED-Refraktor liegt eindeutig bei grün, besser noch bei gelb und hat ohne den Korrektor ebenfalls einen
sehr niedrigen Farblängsfehler in der Nähe der bereits vorher untersuchten Apochromaten.

ED-Vixen07.jpg

Der WEllenfront-Darstellung sieht man sehr gut den Coma-Fehler an.

ED-Vixen08.jpg

Trotzdem ist dieser APO, Fast-Apo oder wie immer, ein hochwertiges Teleskop mit Werten, die man auch von den viel
teueren APOs erwartet. Aus der Preis-Diskussion muß ich mich allerdings konsequent heraushalten. Mich interessieren
ausschließlich die opt. Besonderheiten, und da war mir das Vixen gerade recht.

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Hallo Volker,

Quote:

Ich habe aber noch eine Frage zu der Abb. "Farblängsfehler mit/ohne Korrektor..."
Es sieht für mich aus als hätte die untere Bildreihe " mit Korrektor " weniger Farblängsfehler an den Beugungsbildern, oder interpretiere ich das falsch ?



Ich gehe davon aus, daß Du dieses Bild meinst. Die Ausleuchtung der Sternscheibchen mit meiner Olympus Camedia 5050 ist abhängig von der Fokus-Nähe und der damit verbundenen kürzeren Belichtungszeit. Über die Verkleinerung des jeweiligen Bildes geht vor allem die Information des für den Farblängsfehler wichtigen Randes verloren. Deshalb kam ich auf die Idee, jeweil intra/extrafokal einen Ausschnitt der Normal-Auflösung einzufügen, weil man dann die Lage der Farben gut sieht. Je mehr sich der Farbeindruck des Sternscheibchen einer weißen Scheibe annähert, umso farbreiner wäre die Abbildung. Das schaft aber nur ein reines Spiegelsystem, bereits Maksutovs und SCs haben einen leichten Farblängsfehler, nahezu alle APOs, etwas ausgeprägter die EDs und besonders deutlich natürlich die FH-Optiken.
Siehe dazu meine Sammlung: http://rohr.aiax.de/foucault-bilder.jpg


ED-Vixen03.jpg

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Hallo Volker,

die Systematik werde ich mir an einem FH-Objektiv nochmals schrittweise genau ansehen
und hernach noch etwas besser darstellen. Jedenfalls überlagern sich die Farb-Schnitt-
weiten mit den Schnittweiten der Zonen der Farben. Damit entsteht eine Überlagerung, die
in gleicher Weise beim Sterntest wirkt: Intrafokal hat man beim Sternscheibchen als Saum
die länger fallenden Spektral-Farben, extrafokal wieder als Farbsaum die kürzer fallenden
Strahlen.

Beim Foucault-Test kann man auch die Lage der Farbschnittpunkte/Zonen ablesen, was ich
aber noch etwas einleuchtender untersuchen möchte. Viele Geräte habe ich leider immer
nur wenige Stunden.

Hier ein Beispiel, wie sich ein und dasselbe Bild in der Mitte bei ein und derselben Messer-
schneide-Einstellung unter den Spektralfarben darstellt und in der Mitte überlagert. Zusätzlich
kommt in diesem Fall noch Achskoma und Über-/Unter-Korrektur hinzu. Während sich in der
linken Hälfte mehr rot und blau zonen- und korrekturabhängig überlagern, findet rechts die
Überlagerung von grün und gelb statt. Wobei grün/gelb nahezu eine Schnittweite haben,
und blau und rot ebenso.


ZeissAS.jpg

wenn man das Zusammenspiel der vier Farben genauer untersucht, (die Messerschneide kommt von rechts)
dann liegt für blau/rot der Schatten noch intra- und für grün/gelb der Schatten bereits extrafokal, dem
roten Bild sieht man auch noch die Unterkorrektur durch den flachen "Berg" an. In der Zusammenschau in
der Mitte kann man nun blau, gefolgt von rot der längeren Schnittweite und grün und gelb der kürzeren
Schnittweite zuordnen. Das wird über die IGramm-Messungen bestätigt. Der große Vorteil dabei ist, daß
man bei jedem Refraktor und katadioptrischen System sofort den Farblängsfehler und die Lage der Spektral-
Farben bestimmen kann, nicht jedoch die exakten Abstände.

ZeissAS1.JPG

Auch beim Sterntest geht man wohl besser in Fokusnähe.

 

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