C052 16 inch BVC Oldham f4-4 Newton Rand 32 mm

29. Oktober 2007 Jeder Hersteller verfolgt offenbar eine Spiegel-Philosophie, hat eine bestimmte Art, seine Spiegel zu retouchieren, und
ist an bestimmten Merkmalen immer eindeutig zuzuordnen. Dies gilt ganz bestimmt für Oldham-Spiegel. Mit 32 mm Rand
dicke zählt dieser 16-Zöller ja fast zu den Leichtgewichten, und bei solchen Spiegeln erwartet man eigentlich immer
Astigmatismus, weshalb dieser Spiegel in der Grundposition und die um 90° clockwise gedrehte Position untersucht
wurde.

@Oldham00.jpg

Ein Merkmal ist die doch deutlich rauhe Spiegelfläche, wobei man sehr schöne die Polierstriche erkennt und die Art, wie
dieser Norman Oldham seine Spiegel retouchiert. Ein weiteres Merkmal wird von der Bohrung meines Planspiegels ver-
deckt.

@Oldham01.jpg

. . . und das ist der Peak in der Mitte. Oldham verzichtet regelmäßig auf die Retouche dieses "Glaskegels" von ganz
unterschiedlicher Größe. Wie er den hineinzaubert, bleibt mir ein Rätsel. Es kann aber sein, daß es nur der Rest des
sonst sehr viel größer angelegten "Mexikanerhutes" ist, den ich bei früheren Spiegeln wunrderbar fotografieren konnte.
Jedenfalls wurde in dieser RoC-Aufnahme auf den Krümmungsradius fokussiert, und damit bekommt man die Streifen
im Zentrum parallel mit eben diesem Peak. Und weil im Normalfall der Fangspiegel diesen Makel verdeckt, kann man
ihn auf diesem Bild bewundern.

@Oldham02.jpg

Die nächste wichtige Untersuchung ist die Frage nach einem möglichen Astigmatismus, der den Strehl drücken würde.
Dabei kommt die Diskussion um den lagerungs-bedingten Astigmatismus ins Spiel. Um diesen möglichst zu minimieren,
liegt der Spiegel im Gleichgewicht auf zwei 120° Wippen auf, damit er möglichst wenig verformt wird. Dreht man den
Spiegel dann um 90°, und ändernt sich an der Wellenfront-Darstellung wenig, dann dreht sich der Astigmatismus
offenbar nicht mit und ist auf die Lagerung zurückzuführen, wie in diesem Beispiel. Jetzt sollte man in der Auswertung
den Astigmatismus abziehen, weil er nicht zum Spiegel gehört.

@Oldham03.jpg

Das erste Referenz-Interferogramm im Krümmungsmittelpunkt (RoC) und die Auswertung dazu.

@Oldham04.jpg



@Oldham05.jpg

Das Ergebnis mit und ohne Astigmatismus - ohne ist auf jeden Fall realistischer.

@Oldham06.jpg

Die Gegenprobe gegen meinen Planspiegel in Autokollimation

@Oldham07.jpg

mit einem ähnlichen Ergebnis

@Oldham08.jpg

und schließlich eine 3. Auswertung in RoC und der um 90° clockwise gedrehten Position.

@Oldham09.jpg

Mit diesem Spiegel sollte man glücklich werden können.

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... und hier der Zweite seiner Art ...

es gesellte sich noch ein 18-Zoll Newton-Spiegel aus BVC hinzu, dessen Eigenarten man gut studieren kann:
Die 3-D-Darstellung zeigt einen relativ rauhen Spiegel mit ringförmigen Zonen, die aber schon bei allen Tests
auffallen. Diese Bilder entstanden in Kompensation zu einer Plankonve-Linse.

@Oldham20.jpg

Dieses Lyot-Bild ist die Grundlage für das obere 3-D-Bild, das im einfachen Durchgang entstanden ist - in Auto-
kollimation wäre es noch "einprägsamer", da fehlten mir aber dann am Rande jeweils 2.5 cm.
Man beachte als als Merkmal der "Glas-Kegel" in der Mitte, der bei diesem Hersteller immer zu finden ist, mittlerweile
wird er auf eine nicht ganz zartfühlende Weise retouchiert, wie man an den PolierSpuren erkennt.

@Oldham21.jpg

Auch beim Ronchi Test 13 lp/mm intrafokal sind die Zonen nicht zu übersehen

@Oldham22.jpg

in der Nähe zum Fokus wirkt der Ronchi Test ähnlich wie der Foucault test

@Oldham23.jpg

Hier die mit ZEMAX berechneten Abstände passend zu den Spiegeldaten, die Parabel selbst ist gut getroffen.

@Oldham24.jpg

Von Astigmatismus ist dieser Spiegel weitest gehend frei

@Oldham25.jpg

wobei dieses Bild die AuflagePunkte zeigt, auf denen der Spiegel im Gleichgewicht jeweils auf einer Wippe lag.
Die rote Fläche auf der 3-D-Darstellung wären die AuflagePunkte: Das Interferogramm wird immer um 180°
gedreht aufgenommen, wie bei jeder Kamera üblich.

@Oldham26.jpg

Zieht man also den weitestgehend vom Setup verursachten Astigmatismus ab, dann kommt bei der RoC Auswertung ein
recht passables Ergebnis heraus. Läßt man den Astigmatismus zu, dann drückt der eigentlich lagerungsbedingte Astig-
matismus den Strehlwert kräftig. Darüber mag man sich nun streiten, die Rauhheit der Fläche würde mich mehr stören.

@Oldham27.jpg

Im Doppelpaß, Autokollimation genannt, sieht die Sache noch deutlicher aus:

@Oldham28.jpg



@Oldham29.jpg

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Aller "guten" Dinge sind drei . . .

Noch deutlicher wird die im Eingangs-Bericht #1 angedeutete Philosophie, wie mit dem "Zuckerhut" in der Mitte zu
verfahren sei. Man kann sich natürlich auf den Standpunkt stellen, daß die fehlerhafte Mitte von ca. 72 mm Durch-
messer vom ähnlichen großen Fangspiegel völlig abgedeckt wird. Folgt man dieser Argumentation so ergibt sich ein
sehr unterschiedliches Bild hinsichtlich des Strehlwertes. Siehe 4. Bild. An das Marsgesicht ist man ein wenig erinnert,
wenn man das zweite, grüne Bild betrachtet.

@Oldham61.jpg

Der durch eine Plankonvex-Linse hindurch in Kompensation geprüfte Spiegel zeigt anders als in Autokollimation (3. Bild)
die Gesamtfläche und damit auch den Glasberg in der Mitte.

@Oldham60.jpg

Hier verschwindet plötzlich der "Zuckerhut" in der Mitte, dafür wird die Flächenqualität umso deutlicher erkennbar.

@Oldham63.jpg

Gegen einen Planspiegel mit Bohrung "sieht" man diesen Fehler nicht, und ein Interferogramm weist in diesem Beispiel
einen Wert um die 0.95 Strehl aus bei beachtlichen L/6 der Wellenfront, also eigentlich ein sehr guter Spiegel, wäre
da nicht noch die übliche Flächenrauhheit.

Wertet man hingegen - was eigentlich üblich ist - die Gesamtfläche des Interferogrammes aus, also eben auch den
Glasberg in der Mitte dazu, dann stellt das einen deutlich unterkorrigierten Spiegel dar, und dieser Sachverhalt drückt
den Strehlwert automatisch auf mindestens 0.20 bei einem PV-Wert von etwa ein Lambda.

Fotografisch mag das noch zu ordentlichen Ergebnissen führen. Ein visueller Beobachter wird mit einem derartigen
Spiegel nicht zufrieden sein, zumal die Feinstruktur der Fläche viel Streulicht erzeugt.

@Oldham62.jpg

 

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